Fortsetzung meiner 7 monatigen Reise.
Diese beginnt in Frankreich. Über Spanien und Marokko nach Senegal und Gambia.
Zudem hatte ich auch noch Zeit für einen kurzen Trip nach Guinea-Bissau. Die Taxis fahren nur ein Mal am Tag, um 7 Uhr von Ziguinchor nach Bissau ab. Leider verpasste ich alle Taxis. Ich beschloss, die 29 km bis nach San Domingo, der ersten Ortschaft in Guinea-Bissau, zu Fuß zurück zu legen. Ich hatte ein zeitlich begrenztes Visum, und wollte so viel Tage wie möglich hier verbringen. Auf halben Weg kamen mir die Taxis entgegen, die in der Früh von Ziguinchor aus losgefahren sind, und wirbelten jedes Mal enorm viel Staub auf von der unbefestigten Straße. Zu meiner Verwunderung waren die senegalesischen Grenzbeamten wenig erstaunt darüber, dass sich ein Weißer mit Rucksack und zu Fuß ihnen näherte. Waren diese Beamten schon sehr gelassen, so waren die Grenzer auf der anderen Seite überhaupt nicht aus der Ruhe zu bringen. Als ich sie vorsichtig weckte, musste ich vor ihren Augen meinen Pass blättern, bis es ihnen genug der Dienstpflicht erschien, einen Stempel einzudrücken und mich weiter winkten.
Der Marsch mit Rucksack wurde auch wegen der Hitze immer mühsamer, doch die Landschaft, der nicht enden wollende Palmenwald mit den Hütten der Einheimischen gefiel mir sehr und lenkte mich von den Strapazen ab. Die letzten 2 km konnte ich auf einem Motorrad eines Holländers mitfahren. Das erste motorisierte Fahrzeug überhaupt auf der Verbindungsstraße der beiden Länder.
Noch besser war jedoch die Mitfahrgelegenheit auf einem kleinen LKW von San Domingo nach Engore. Ein schmaler Weg durch den Palmenwald, den man daheim als Feldweg bezeichnen würde. Die Männer in den Dörfern waren nur mit Lendenschurz bekleidet. Manche hatten Speere in der Hand. Andere hatten lange und Gewehre umhängen. Da für Ackerbau hier das Wasser fehlt, ernähren sie sich von dem, was sie jagen. Als der LKW auf etwa gleicher Höhe war, beobachteten die Männer im Busch das vorbeifahrende Vehikel. Frauen und Kinder habe ich keine gesehen. Die Rundhäuser aus Lehm waren mit langem Stroh bedeckt.
Eigentlich sollte die Fahrt ja noch 25 km weiter gehen bis zur Fähre am Rio Cacheu. Da sich aber nicht genügend Leute fanden, die weiter fahren wollten, musste ich hier zu den gleichen Bedingungen wie in Vallingara übernachten, und zwar auf dem Fußboden in dem Restaurant, in dem ich zu Abend gegessen hatte. Es ist für mich sehr schwierig, mich mit den Menschen hier zu verständigen, da die meisten nur ihre Sprache und portugiesisch kennen. Mit Französisch würde man auch noch ganz gut durchkommen. Im Ort Engore gab es jedenfalls nur Wasser zu trinken. Keine Limo, Cola oder Bier. Nur Schnaps, der alle Regale füllte aber trotzdem von niemanden getrunken wurde. Ja, und Eier.
Ich hatte genügend Zeit, über die letzten Tage nachzudenken. Ich war eigentlich schon begeistert, dass man für 180 km ganze 2 Tage braucht. Bei uns unvorstellbar. Im Vergleich mit Senegal und Gambia, erscheint mir Guinea-Bissau das Afrika zu sein, das ich mir vorstellte. Einmal der üppigen Vegetation wegen, und zum anderen die Menschen hier. Es gibt zwar jeder vor, arbeiten zu wollen. Doch die regenarme Zeit, in der keine Feldarbeit üblich ist, scheint ihnen doch auch ganz gelegen zu sein.
Um nach Bissau zu gelangen, muss man 2 Flüsse überqueren. Am nächsten Tag gings dann weiter zu Fuß. Mit der Fähre könnte ich nach Auskunft des Fahrers, den Fluss überqueren. Am ersten Fluss, dem Rio Cacheu angekommen, lag zwar schon eine Fähre am Ufer, nur war diese schon seit 9 Monaten defekt. Jeder, der ans andere Ufer wollte, verstaute sein Hab und Gut in einem Einbaum, und ließ sich übersetzen.
In der Hauptstadt Bissau angekommen, auf der Suche nach einem Hotel, lernte ich Rubem kennen, ein Brasilianer, der mich zu sich einlud. Vorher speiste ich aber noch in einem der vornehmsten Restaurants zu Mittag: Reissuppe, Steak mit Reis und Salat, eine Banane, 2 halbe Eier und zum Abschluss noch einen Kaffee. Alles zusammen für 8 DM. Das billigste Hotel hier - Hotel Portugal - hätte pro Übernachtung 12,50 DM gekostet.
Vom 18. - 23. Februar wohnte ich also bei Rubem und Concecao - eine Lehrerin aus Portugal, beide bei der UNO beschäftigt. Als ich ihm erzählte, dass ich vorhabe, nach Brasilien zu gehen, riet er mir, sehr vorsichtig zu sein, da er, als er das letzte Mal daheim in Receife war, gleich 3 Mal überfallen wurde. Einmal musste er sogar barfuß nach Hause.
Hier in Bissau muss man zum Geldwechseln zum Gemüsemarkt. Das ist der Schwarzmarkt für fremde Devisen. Übrigens auch der einzige Ort, wo ausländische Zigaretten erhältlich sind. So erhält man für 1 Dollar in der Bank 36 Pesos. Am Schwarzmarkt 80 - 90 Pesos!
Da es hier vor wenigen Monaten einen Putsch gab, so ist z. B. der Sparkassendirektor dadurch zum Finanzminister aufgestiegen, muss man Glück haben, überhaupt Grundnahrungsmittel erwerben zu können. Obwohl man die diesjährige Reisernte durchaus als zufriedenstellend bezeichnen könnte, stellte weder Portugal als früherer Kolonialherrscher über dieses Land, noch sonst irgendein reiches Land Wasserfahrzeuge zur Verfügung, um den Reis in die Hauptstadt schaffen zu können. Der Reis verdarb.
Und noch eine Kuriosität: Concecao bekam vor kurzem einen neuen Schulleiter: einen ehemaligen Schüler, den sie letztes Jahr noch unterrichtete.
Insgesamt waren meine 6 Tage Aufenthalt hier sehr geruhsam. Den Rückweg machte ich über Cacheu. Auf halber Strecke hatte das Taxi gleich 2 Platten, aber nur 1 Ersatzrad dabei. Es ist scheinbar von Vorteil, wenn man nur große Geldscheine hat. In 95 von 100 Fällen kann niemand wechseln oder herausgeben. So konnte ich dann kostenlos mitfahren.
In Cacheu übernachtete ich bei einem Österreicher, der auch hier arbeitet. Am Morgen darauf ging es durch eine wilde Flusslandschaft mit vielen Reihern und Pelikanen nach San Domingo.
Die nächsten Stationen auf meiner Reise: Senegal - Atlantik Überquerung mit dem Segelboot - Brasilien - Peru.
Elisabeth (Montag, 16 September 2019 17:25)
Dear Wolfgang, so wie ich verstehe, liegen schon zwischen Deinen jetzigen Bericht von Deiner damals 7monatigen Reise, von Frankreich über Spanien,Marokko- Senegal- Gambia- ein paar Jährchen zurück. Scheinbar besitzt Du schon seit Deiner Jugendzeit die Ader in Dir, die Welt zu erku den, & sicher war es Dir damals noch nicht bewusst, dass Du eines Tages mal, all Deine Ereignisse -Erlebnisse mit solch eindeutig klaren & Bilder beschmückten Berichte mit Deinen Freunden über Computer teilen & wieder geben kannst. Jedoch muss ich schon sagen; glaube auch nicht, dass es Dir bewusst war, od. Dir überhaupt Gedanken über welcher Gefahr Du manchmal ausgesetzt warst! Manchmal kann man dies ebend der Jugendzeit zuschreiben,
Mut- Courage- halt sorgloser zu sein, & im gewissen Sinne auch von Vorteil sein kann. So hast Du auch selbst Deine Erfahrungen machen können,& viel gelernt über die Natur -Kultur & hauptsächlich auch die Lebensweise der verschieden Menschen auf dieser Welt, nicht zu vergessen, Deine Begeisterung over Animals. Keep up u'r good Reports & thx. again. God bless you, lg.u'r Friend Elisabeth