Foto oben: in der Halle des internationalen Flughafens von Windhoek

 

Fortsetzung meiner Reise durchs südliche Afrika.

Die Reise beginnt in Südafrika. Von dort bin ich nach Namibia gereist:

 

namibia

Namibia hat ca. 3 Millionen Einwohner und ist etwa doppelt so groß, wie Deutschland. Jährlich besuchen 2 Millionen Touristen Namibia. Das klingt im ersten Moment viel, doch wenn man die 2 Millionen auf 53 Wochen im Jahr verteilt, bleiben auch nur knapp 38.000 Besucher pro Woche übrig. Und das in diesem großen Land. So überrascht es nicht, wenn man das Land mit dem Auto erkundet, dass man oft stundenlang unterwegs ist, und kein anderes Fahrzeug sieht.

Der Grund für mich, Namibia zu besuchen, ist zum einen die Geschichte des Landes und zum anderen die Natur. Neugierig, wie die deutschstämmigen Deutsch sprechen, war ich schon. Schließlich traf ich in Namibia immer wieder Nachfahren von Deutschen, die vor über hundert Jahren aus Deutschland nach Namibia auswanderten, die aber z. T. noch nie in Deutschland waren. Einen besonderen Dialekt konnte ich nicht feststellen. Der Sprachstil in den dortigen deutschen Zeitungen ist aber doch etwas anderes. Die Berichte sind so verfasst, wie bei uns vor ca. 70 Jahren. 

In Windhoek findet man tatsächlich noch Straßenschilder mit Namen wie: Mozartstr. Manche Straßen wurden auch verenglischt. Dann wird daraus eine Bismarckst. Das "st." ist die englische Abkürzung für street.

 

Deutsche Straßennamen. Geschäfte und Praxen in Deutsch. Deutsches Fernsehen und Deutsche Zeitungen. Das Bier wird nach deutschem Reinheitsgebot gebraut.

 

 

 

 

 

 

 

Am besten hat mir das Plakat im Schuhladen - rechts im Bild - gefallen: du brauchst nur einen Schuh bezahlen, den zweiten bekommst du umsonst!

 

Hier nun mein Bericht aus dem südlichen Afrika. Hätte ich manches vorher gewusst, wäre mir doch Einiges an Geld und Zeit erspart geblieben.

 25 Tage mussten reichen für mein Vorhaben. Diese Reiseziele wollte ich sehen: 

 - Windhoek

 - die Sanddünen von Sossusvlei

 - ein Schiffswrack im Atlantik

 - Etosha Nationalpark

 - Victoria Fälle in Sambia

 Um es gleich vorweg zu nehmen: die 5 Ziele habe ich auf meiner Reise besucht! Und es waren derer noch viel mehr, die in ihrer Schönheit und Einzigartigkeit den ursprünglich nur 5 Zielen in nichts nach standen. 

  

Für diese Reise - und dies machte ich bei früheren Reisen schon immer so - buchte ich lediglich den Flug. Sonst nichts! Jetzt wirst du vielleicht denken: "Oh ne, das ist nichts für mich"! Kann ich verstehen. Bei uns ist ja alles geordnet und läuft nach bestimmten Plänen ab. Aber gerade das ist für mich der Grund, einfach los zu fahren. Ohne groß etwas vorher festzulegen. Allein. Nur so ist niemand bei dir, der dir irgendwelche Vorschriften bezüglich einer bestimmten Route oder Unterkunft, Restaurant oder Schlafenszeit macht. Auch du musst nicht durch irgendwelche Argumente versuchen, deine Reisebegleitung von irgendetwas zu überzeugen, was du viel lieber machen würdest, als deine Begleitung. Keine Kompromisse! Nur machen, was du willst! Müssen wir nicht jeden Tag zu Hause oder im Beruf Kompromisse machen?

Jetzt lade ich dich ein, mit mir noch einmal durchs südliche Afrika zu reisen. Aber nicht, weil du es genauso machen sollst. Auch wenn du dieselbe Route fährst, wirst du wieder andere Natur erleben und andere Leute treffen, die interessantes zu erzählen haben. Dir wird es vielleicht an anderen Orten besser gefallen und du beschließt für dich, dann hier länger zu bleiben. Was soll dir passieren? Du bist ein Teil dieses Planeten. Und wenn du dich nicht so blöd benimmst, wie es manche Urlauber es tun, wenn sie verreisen, dann wirst du ausschließlich mit positiven Erinnerungen zurückkehren. Wenn dir der Braten nur zuhause schmeckt, und du nur in der Art und Weise essen möchtest, wie du es bei Mutti gewohnt bist, dann bleibe lieber daheim. Dann bist du auch keine Werbung für dein Land. Und vergiss nicht, Süßigkeiten wie MA-O-AM, Kaugummis oder Haribo mit zu nehmen. Kleidung und Buntstifte kommen ebenfalls sehr gut an. Das kannst du immer wieder an Kinder verteilen, und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern!

 

Tag 1 (19.09.2014) Flug von Frankfurt nach Kapstadt

In Namibia bin ich am 5. Tag meiner Reise angekommen. Wenn du an der Reise von Anfang an mit teilnehmen möchtest, dann hier auf den link klicken. Oder einfach weiter lesen.

Du wirst von Südafrika wieder hier her verlinkt!

 

Tag 5 (23.09.2014) Ankunft in Windhoek

Meine Ankunft in Windhoek, bzw. am Schalter für die Passkontrolle war alles andere als angenehm. Die Dame war schon fast wütend, da ich im Formular kein Hotel angeben konnte. Auf Englisch schimpfte sie: ja wollen Sie hier im Busch schlafen bei den wilden Tieren? Ich versuchte sie zu beruhigen, dass ich schon was finden werde, aber sie gab nicht nach. Mir blieb nichts anderes übrig, wieder zurück zu gehen und die Leute hinter mir zu fragen, wie denn ihr Hotel heißt. Ich brauchte doch nur den Namen und Anschrift des Hotels. Jetzt konnte ich dieses Einreiseformular vollständig ausfüllen und siehe da: die Beamtin war zufrieden. Sie glaubte mir zwar nicht, dass ich in dieses Hotel fahre, aber für sie war die Angelegenheit beendet - mein Formular hatte alle Angaben!

Es war schon Nacht. Der Internationale Flughafen von Windhoek liegt fast 50 Kilometer entfernt von der Hauptstadt. Die einzige Chance, in die Stadt zu kommen, ist zu dieser Zeit das Taxi. Zudem hatte ich ja noch keine Unterkunft und fragte meinen Taxifahrer, ob er denn nicht etwas nettes kennt. Ich brauche keine luxuriöse und teure Unterkunft. So fuhr er mich bei afrikanischer Musik aus dem Radio zunächst zu einer Pension, die jedoch keinen Platz für mich mehr hatte. Nicht allzu weit blieben wir vor einem großen Eisentor stehen. Er stieg aus und klingelte am Tor. Dann machte jemand das Türchen auf und öffnete das elektrische Tor. Das Gebäude darin war in Hufeisenform gebaut, in der Mitte ein schöner Garten mit großen Bäumen. Hier gefällt es mir. Auch das Zimmer war schön. Alles ebenerdig, vom Garten aus konnte jedes Zimmer betreten werden. Nur wenig beleuchtet war der Garten, geradeso, dass man den Weg erkennen und die Zimmernummer ablesen konnte.

 

Tag 6 (24.09.2014) Windhoek

Am nächsten Tag sah ich dann die ganze Pracht. Der größte Baum in der Mitte mit blauen Blüten bedeckt. Unter einem riesigen Strohdach ein ebenso großzügiger Grill mit zahlreichen Sitzplätzen. Frühstück gab es in einem kleinen Frühstücksraum. Den Kaffee nahm ich dann mit nach Draußen zum Rauchen. Die Besitzerin hatte ein paar kleine Hunde, die den Gästen ständig zwischen den Füßen herumwuselten. Im Baum saß ein festgebundener Papagei.

Doch - richtig schön hier!

Ein bis zwei Tage reichen eigentlich für Windhoek, dann hat man alles gesehen. Dieser Mischmasch an Sprachen und Schildern in den verschiedensten Sprachen - auch Deutsch - wirkte sehr sympathisch auf mich. Das Zentrum ist modern, etliche Baustellen mit Hochhäusern. Viele Geschäfte, Souvenirshops, Restaurants und Cafés.

 

 

Ich kaufte diese Postkarte:

Heinz Anton Klein-Werner, 1937 (1912- ) schrieb dieses Lied für die Pfadfinder. Es wird noch heute als inoffizielle Landeshymne der Siedler geschätzt.

Meine Pension liegt sehr zentral, nur 10 Minuten bis zum Sam Nujoma Dr.

Die Christus Kirche ist gut ausgeschildert und sieht sie schon von Weitem auf einer steilen Anhöhe. Hier treiben sich ein paar Gauner rum, die sich als ehemalige Studenten der DDR ausgeben und auf die Mitleidstour Geld abknöpfen wollen.

Der Pfarrer weißt sogar durch Aushang in seiner Kirche darauf hin!

Hinter der Kirche befindet sich der Regierungspalast.

Nachmittags, auf dem Rückweg zur Pension, ich will grad das Eisentor öffnen, sehe ich in der Querstraße unten ein großes Schild mit Aufschrift "Caprivi Car Hire". Ich wollte eh in der Pension fragen, wo man ein Auto mieten kann. Also erst Mal dort hin! Mensch, hatte ich ein Glück! Ich erhielt das letzte Fahrzeug! Alle anderen waren entweder unterwegs oder vorbestellt. Machte gleich Vertrag ab morgen für 3 Wochen, mit Navi, Kühlbox und Schlafsack (den hatte ich ja zuhause liegen lassen...). Shuttle zum Flughafen ist im Preis mit enthalten.

Tag 7 (25.09.2014) Windhoek - Sossusvlei (370 km)

Von der Pension Cori war es nur ein Katzensprung zur Autovermietung. Ich zog meine Reisetasche hinter mir her. Dabei bevorzugte ich, auf der asphaltierten Straße zu laufen, da der Gehweg nur mit groben Kies belegt war. Aber Vorsicht! Die Autos fahren, obwohl die Straße breit genug wäre, sehr knapp an einem vorbei! Pünktlich um 10:00 Uhr, wie vereinbart, traf ich bei der Autovermietung ein und erledigte noch den Papierkram: Mietvertrag, Versicherung und die 3 Auslandsversicherungen für das Auto für Sambia, Botswana und Simbabwe. Je Land muss man extra nochmal US $ 50,00 berappen. Einen Schlafsack erhielt ich kostenlos. Ein Navi mietete ich sicherheitshalber auch mal mit. Ich brauchte es übrigens nur ganze 3 Mal: einmal, um Windhoek auf der richtigen Straße zu verlassen. Einmal, weil ich im Norden von Namibia nicht mehr wusste, wo ich bin, und das dritte Mal, um auf der Rückkehr in Windhoek den Autoverleih wieder zu finden. Das war zwar 3 Mal sehr nützlich, aber das Navi kostete für die Reise immerhin auch nochmal insgesamt EUR 35,00. Im Autoverleih erhält man alle wichtigen Unterlagen über Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte und Landkarten. Diese Landkarten sind sehr zu empfehlen! Sie sind kostenlos und aktuell. Alle Tankstellen sind eingezeichnet! So kann man sich immer ausrechnen, ob man lieber vor Ort nochmal volltankt, oder ob man es bis zur nächsten Tankstelle noch schafft. Ein Reservekanister ist somit unnötig.

Als erstes hab ich mein Handy und das Navi mit einer USB Buchse verbunden, und im Navi den nächst größeren Ort "Rohoboth" eingegeben. Am Ortsausgang (ist nicht so leicht auszumachen, da man noch lange Zeit nach dem Ortsschild an bebautem Gebiet vorbei fährt) steuerte ich eine Tankstelle an. Das angenehme hierzulande ist, dass man während des Tankens im Auto sitzen bleiben kann. Hier an der Tankstelle, und es sollten noch 12 Tankstellenanfahrten während meines Aufenthaltes dazu kommen, lässt man das Fenster runter, sagt "Please, full", dann nochmal "Diesel", weil danach gefragt wird, Schlüssel abgeben für den Tankstutzen und warten, bis das Tanken beendet und der Schlüssel wieder zurück gegeben ist. Das Bezahlen erfolgt am Besten in bar. ATMs (= Geldautomaten) gibt es nicht an jeder Tankstelle. Wenn nicht passend, dann geht der Tankwart in die Station und bringt das Wechselgeld. In dieser Zeit sucht man paar Münzen als Trinkgeld. Was ich hier gleich einfließen lassen möchte: alle Menschen im Land, ob das an einer Tankstelle war, im Supermarkt an der Kasse oder auf Campingplätzen, sind sehr höflich und freundlich.

Tja, lieber Leser! Hier ist Linksverkehr! Schon als Fußgänger hat man Probleme: man sieht vor dem Überqueren einer Straße aus Gewohnheit immer erst nach links. Aber! Die Autos kommen von rechts. Also aufpassen, und nicht gleich auf die Straße laufen, wenn du nach links schaust, und kein Auto siehst! Ich dachte schon, dass es eine große Umstellung sein wird, mit dem Auto auf der "falschen" Seite zu fahren. Es ist wirklich so: es erfordert höchste Konzentration. Die Fahrpraxis wird zwar mit jedem Tag, wenn du mit dem Auto fährst besser, aber es passierte mir immer wieder, dass ich auf der falschen Seite ins Auto einsteigen wollte. Oder, wenn ich abbiegen und den Blinker setzen wollte, stattdessen der Scheibenwischer in Bewegung geriet. So kann es immer wieder vorkommen, dass du von anderen Touristen ausgelacht wirst, wenn diese bemerken, dass du zuerst zur Beifahrertür gehst, und, weil du nicht öffnest, weil dir in diesem Moment zum x-ten Male bewusst wird, dass es die falsche Seite ist und danach bei der anderen Türe einsteigst. Natürlich kannst du auch dieselbe Zeremonie bei anderen Touristen feststellen. Es geht einfach allen so mit dem Linksverkehr.

Nach der Tankstelle wurde der Verkehr immer weniger. Nur noch selten kam mir ein Fahrzeug entgegen, oder dass ich einen LKW ein- und überholte. Ich war total happy, hier in Namibia, mit einem Auto zu fahren. Es dauerte auch nicht lange, da tauchte schon das erste Verkehrszeichen auf, das es bei uns in Deutschland nicht gibt: Dreiecksschild mit Spitze nach oben und roten Rand. In der Mitte weiß mit schwarzen Springbock. Natürlich gleich mal fotografiert. Sicherlich, diese Schilder sollte ich immer wieder sehen, aber ich machte mir es gleich am Anfang zu eigen, dass ich alles sonderbare oder Fremde, was ich vorher noch nie gesehen habe, mit meiner Kamera aufnehme. Diesen Rat gebe ich gerne weiter, denn man sieht manche Dinge wirklich nur ein Mal!

Ich verließ Windhoek in südlicher Richtung mit Tagesziel Sossusvlei. Gleich nach Windhoek empfing mich eine Mittelgebirgslandschaft mit Akazienbäumen und verdorrtem Gras. Die Straße ist hier durch die Auasberge noch asphaltiert, und 120 km/h sind außer Orts erlaubt, sofern es Kurven und Kuppen es überhaupt zulassen. Im ganzen Land gibt es keine 4-spurige Autobahn, wie bei uns. Wenn die Straße sich auf 3 oder gar 4 Spuren erweitert, dann nur als kurze Überholmöglichkeit. Schon von Weitem taucht auf der rechten Seite ein sehr bemerkenswerter Berg auf. In der Karte steht er mit der deutschen Bezeichnung "Regenstein" und ist 2302 m hoch. Nach den Auasbergen geht es wieder bergab und man erreicht über weite offene Flächen Rehoboth. Eine Kleinstadt die man ohne Stopp durchfahren kann, da es hier nichts zu bestaunen gibt.

Um nach Sossusvlei zu fahren, gibt es ab Rehoboth mehrere Möglichkeiten. Die 4 Varianten führen alle über Pässe, die in anderen Büchern als sehenswert beschrieben werden. Es gibt da einen Pass, der sehr leicht zu befahren ist, zwei Pässe, die mittelschwer sind und einen Pass, der etwas Fahrgeschick erfordert, v. a. bei regennasser Fahrbahn. Ich überlegte nicht lange und wählte den angeblich schwierigsten der 4 Pässe, den Spreetshogste Pass mit 26% Steigung. In Rohoboth bog ich links ab und fuhr gemütlich auf einer Staubpiste in Richtung "gefährlicher" Pass. Auf den nächsten 70 Kilometern sah ich außer ein paar Hütten am Wegesrand keine menschlichen Wesen mehr, auch keine Autos.

Was war das? In der Ferne sah ich auf der Straße 4, 5 schwarze Punkte, die sich bewegten. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal und lies das Auto langsamer werden. Am Beifahrersitz lag griffbereit meine Kamera, die ich sogleich "scharf" machte. Die Punkte wurden allmählich größer und veränderten ihre Position an den linken Straßenrand. Es waren die ersten Affen, hier Baboons genannt, die ich hier in Namibia zu Gesicht bekam. 

Ich näherte mich mit Schrittgeschwindigkeit und sah, dass mich alle kleinen und großen Affen nicht aus ihren Augen ließen. Ich sie natürlich auch nicht. Solange, wie sich das Auto vorwärts bewegte, verharrten sie am Straßenrand. Als ich auf gleicher Höhe das Auto stoppte, rannten alle ins hohe Gras und zu meinem Bedauern konnte ich nur noch Fotos von Baboons in hohem Gras schießen... Kurz darauf konnte ich aber noch Fotos vom Auto aus von Springböcken machen. Sie rannten zwar auch vom Straßenrand weg, aber da hier der Grasbewuchs nur spärlich war, konnte ich dank dem Teleobjektiv doch ganz passable Fotos machen. So fuhr ich überglücklich, ein paar Tiere gesehen zu haben, weiter durch karge Landschaften. Ich wunderte mich, da ich vor mir keinen Berg erkennen konnte, da ich ja schließlich auf dem Weg zu einem Pass war. Noch mehr wunderte ich mich, als ich an einer großen Hinweistafel vorbei kam, auf der ein Verbot für die Weiterfahrt von Bussen und LKWs vermerkt war. 

Naja, dachte ich, die in Afrika haben wahrscheinlich noch keinen Alpenpass gesehen und schildern ihre Pässe etwas übervorsichtig aus. Auf den nächsten Kilometern tat sich immer noch nichts. Die Piste führte geradewegs über eine Ebene, die kaum merklich anstieg. Doch mit einem Male stand ich vor einem Abgrund! Rechts auf der Kante ein Rastplatz, erkenntlich durch eine schwarze Stelle, auf der wohl schon viele Male Feuer gemacht wurde. Ja, da waren nun die 26% Gefälle. Und ich habe immer auf eine Steigung gewartet. Von hier aus hat man eine fantastische Sicht über Bergketten und Täler, alle in Gelb- und Brauntönen gehüllt. Es war bereits 14 Uhr, und ich machte eine Pause. In der Ferne bemerkte ich in der Ebene unten eine Staubfahne, die sich mit großer Geschwindigkeit näherte. Zwischen den Hügeln und Bergen unter mir, wenn es die Sicht auf die Piste zuließ, sah ich immer wieder mal dieses Fahrzeug, das schließlich über die große Steigung herauf zum Rastplatz fuhr. Bei laufendem Motor vielleicht 2 Minuten gestanden, um dann ebenso rasant wie die Herfahrt war, die Straße wieder hinunter zu fahren. Wollten die Touries wohl alle 4 Pässe an einem Tag befahren? Nach einer zweiten Zigarette und stets die eigene Erinnerung, sich dem Auto an der richtigen Seite zu nähern um einzusteigen, verließ ich diesen Aussichtspunkt und zuckelte mal über Sand, mal über Betonpflaster, den Abhang hinab. Bei Trockenheit kein Problem. Ich glaube, wenn diese Passstraße nass ist, sollte man die kurvige Strecke bergab wirklich sehr behutsam befahren. 

Es war schon 15 Uhr, als ich den Ort Solitair rechts liegen ließ, und in Richtung Sesriem abbog, der letzte Ort vor Sossusvlei. Es war hier so, und anderswo auch: nach kurzer Fahrt blieb ich immer wieder stehen um Fotos zu machen. Die Landschaft ist es, die mich dazu nötigte. Aber auch die Tiere. Ich sah heute auch noch eine Gruppe zotteliger Gnus. Diese waren bei weitem nicht so scheu, und ließen sich in der Nähe der Straße nicht stören. Das ein oder andere Gnu hob den Kopf kurz und blickte zu mir, um sich im nächsten Moment wieder mit Gras fressen zu begnügen. Herrlich: die Berge mit den unterschiedlichsten Farben und Tüpfelchen, und im Vordergrund Gnus!

 

Jetzt kann es doch nicht mehr weit sein bis Sesriem. Ich stoppte noch einmal. Versuchte in der Karte ungefähr meinen momentanen Standort zu fixieren, und schätzte, dass es nur noch maximal 20 km sein könnten, bis Sossusvlei. So war es auch, aber ein Aufgebot von ca. 12-15 Soldaten und Polizisten hatten kurz vor meinem Ziel eine mobile Kontrollstation errichtet. Vor der Station lagen auch noch Kunststoffschwellen auf der Piste, so dass man sich dem Posten 500 m vorher nur im Schritttempo nähern konnte. Pass- und Führerscheinkontrolle, sonst nichts. Und wie immer, wenn man mit Fremden irgendwo zusammen kommt, derselbe Wortwechsel: "How are You?" "Thanks, fine! How are You?" "Thanks, fine" Um danach die üblichen Fragen gestellt zu bekommen "Where are You from?" "Where are You going?" "First time in Namibia?" "Do You like Namibia?" Auf die Antwort "Ja", dann die Frage. "You come back next year?" Wie schon vorher beschrieben, alle sehr nett und freundlich. 

 

Nach kurzer Fahrt erreiche ich um 17 Uhr Sesriem. Der Ort liegt direkt an der Straße, die im 90° Winkel nach links weiter führt. In der Kurve liegt der Ortseingang mit Gate. Der Wächter fragte, ob ich ein Zimmer in einem Hotel gebucht habe. Habe ich natürlich nicht! Ich bemerkte, dass ich ja lieber auf dem Campingplatz übernachten möchte, der in Sichtweite vom Gate lag. Aber der Campingplatz ist auch voll, meinte er. Obwohl ich große Lücken zwischen den Bäumen, Zelten und Camper auf dem Campingplatz erkennen konnte. Ich soll noch 4 km weiter fahren, und im Dessert Camp fragen, ob die dort noch einen Platz hätten. Jetzt wäre es zu spät, weiter zu den Dünen von Sossusvlei zu fahren. Es sind vom Gate aus noch ca. 70 km. Tja, was sollte ich machen. Der Kerl in Uniform war hartnäckig, und ließ mich heute nicht mehr passieren.

 

Also wieder 4 Kilometer zurück und tatsächlich: im Dessert Camp bekam ich eine kleine, aber komfortable Hütte mit Dusche, WC und Veranda. Die letzte freie Hütte! Camping war hier nicht möglich.

Nach dem Ausladen der Tasche und Grillzeug aus dem Auto ging langsam die Sonne unter. Sie tauchte den Tafelberg zu meiner rechten Seite, der vor ein paar Minuten noch fahl und grau aussah in herrliche orange und Rottönungen. Zwischen den Akazienbüschen vor meiner Veranda tauchten rund ein Dutzend kleine Antilopen auf. Und als ob jemand den Lichtschalter betätigt hat, war es auch schon dunkel. Gottseidank hatte ich mein Fleisch schon neben dem Grill liegen und den Salat gemacht. Mit dem Einbruch der Dunkelheit setzte ein lautes Gezirpe und Gezwitscher ein. So habe ich mir Afrika vorgestellt! Warm, Abendstimmung, Veranda, gutes Essen, eine Zigarette und ein Bier - aber leider auch jede Menge Mücken.... Laut Rezeption soll es hier Wi-Fi geben, doch ich bekam keine Verbindung! Ich saß trotz immer wieder neuen Insekteneinstichen noch lange vor meiner Hütte, bis ich irgendwann in mein Bett kroch, da ich ja morgen, wenn um 7:00 Uhr das Gate öffnet, schon dort sein wollte.

 

Tag 8 (26.09.2014) Sossusvlei - Walvis Bay

Um 6 Uhr klingelte mein Wecker, dann ging alles sehr schnell: alles einpacken, duschen, anziehen und los mit dem Auto erneut zum Gate. Als ich kurz vor 7 Uhr dort ankam, standen bereits 5 Autos vor mir. Kurze Kontrolle und die Anweisung erhalten, mich im Office auf der rechten Seite nach ca. 200 m zu melden. Ich fand nur einen kleinen Shop, wo man Weißbrot einkaufen kann. Sonst sah kein Gebäude danach aus, sein Eintrittsgeld los zu werden. Ich fuhr dann einfach weiter. Nach kurzer Fahrt sah ich die ersten Strauße hier in Namibia, unweit der Straße. Zuerst ging es kurvig weiter um ein paar Hügel zu umfahren, danach immer kerzengerade und eben. Obwohl hier wiederholt eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 km/h ausgewiesen wird, war ich wohl der Einzige, der sich daran hielt. Jedenfalls anfangs. Das war auch mein Glück, da nach ca. 15 Minuten Fahrt schon eine Geschwindigkeitskontrolle stattfand: parkende Autos am Straßenrand ist in Namibia keine Seltenheit. Ich bleibe ja auch immer mal wieder stehen, um Fotos von der Gegend, oder von Tieren zu machen. Als ich mich dem parkenden Auto näherte, erkannte ich 2 Männer in Uniform, wovon einer der beiden eine Pistole zur Messung der Geschwindigkeit in der Hand hielt. Er senkte die "Pistole" als ich kurz vor ihnen war und winkte mich weiter.

Für die insgesamt 70 Kilometer vom Gate bis Dead Vlei brauchte ich etwas mehr als eine Stunde. Immer wieder hielt ich an, um links und rechts die Dünen zu bestaunen. In leuchtendem Orange prangten sie in regelmäßigen Abständen.

Jede Düne hat eine Nummer! Aber längst waren die meisten Schilder mit den Dünennummern verschwunden. Scheinbar wurden sie von Touristen als Souvenir entfernt. Düne Nr. 45 war ausgewiesen für die Öffentlichkeit und zur Besteigung frei gegeben.

Ich zog es jedoch vor, weiter zu fahren. Ca. 10 km vor Sossusvlei standen schon eine Menge von Autos. Dead Vlei. Man läuft hier nach links eine kleine Anhöhe über den schlüpfrigen Sand hoch und erblickt ein Tal mit toten Bäumen.

Die schwarzen Bäume stehen hier auf weißen Boden, und sehen sehr abstrakt aus. Vor langer Zeit musste es wohl hier noch ausreichend Niederschlag gegeben haben, so dass hier inmitten von hohen Sanddünen die Bäume eine Überlebenschance hatten. Hier bekommt man viele Motive, die man in Poster Größe sich zu Hause an die Wand hängen kann. Dead Vlei: ein Muss für jeden Namibia Reisenden.

Aber jetzt wollte ich natürlich auch noch nach Sossusvlei. Allerdings kam ich nicht weit: trotz Allrad versank ich im Sand. Kein Entkommen! Der Sand war hier so weich wie ein Moor. Die Reifenspuren vor mir zeigten aber, dass doch Fahrzeuge imstande sind, eine solche "Straße" zu bewältigen. Es dauerte auch nicht lange, da stoppte neben mir ein größeres Fahrzeug. Ein kleiner LKW, ähnlich wie ein Unimog, mit 3 Sitzreihen hinter dem Fahrer, zog mich wieder zurück zum Ausgangspunkt von Dead Vlei. Und ich zog es vor, besser hier bis zum Ziel mitzufahren, für 10 EUR umgerechnet.

 

Auf der Fahrt nach Sossusvlei zog er noch 3 Fahrzeuge ein Stück weiter, bis diese selbst wieder weiterfahren konnten. Wahrscheinlich musste er solche Aktionen immer wieder bei den Autos durchführen. Irgendwann waren die auch am Ziel. Sossusvlei ist ein Platz, auf dem ein paar belaubte Bäume stehen, sonst nichts. Den Weg hätte man sich auch sparen können. Aber schließlich will man ja hinterher sagen können, dass man in Sossusvlei war. Ich war froh, als ich wieder mein Auto starten konnte.

Jetzt im Nachhinein war ich ebenso froh darüber, dass ich gleich nach wenigen Metern stecken blieb, und nicht erst nach 2, 3 Kilometern. Die 10 EUR sind also gut angelegt, ein Taxi wie dieses zu verwenden.

Langsam zuckelte ich wieder in Richtung Sesriem. Ein Oryx stand noch auf einer kleinen Düne mit seinen langen geraden Hörnern. Wieder ein Poster dachte ich, und drückte den Auslöser meiner Kamera.

Da waren sie plötzlich wieder: Männer in Uniform, die mein Eintrittsticket sehen wollten. Sie regten sich nicht sonderlich auf, als ich ihnen mitteilte, dass ich keines habe, da ich das Office am Morgen nicht gefunden hatte. Sie deuteten auf das Gebäude, in dem ich am Morgen nur eine Art Bäckerei vorfand. Dort kann ich das Ticket kaufen und ihnen wieder vorzeigen. Tatsächlich: hier gibt´s neben Brot auch die Tickets. Als im "Office" endlich jemand für mich Zeit nahm, konnte ich mir für ein paar Namibia Dollars das Eintrittsticket kaufen.

Am frühen Nachmittag erreichte ich wieder Solitaire. Gleich am Ortseingang stehen als eyecatcher Oldtimer von amerikanischen Autos. Alles schon Schrott und mit Rost übersät, teils in kleinen Sandwehen steckend.

Die Leute hier leben entweder vom Supermarkt, der Tankstelle oder der Bäckerei. Die Bäckerei ist aber sehr zu empfehlen, machen auch guten Kaffee. Hinter der Verkaufstheke hängt auch ein Schild, dass bisher alle Kunden die Mahlzeiten von hier überlebt hätten.

Kaffee und Sandwich nahm ich auf der schattigen Terrasse ein. Dutzende von Vögeln umschwirrten mich, um ein paar Brotbrösel zu erhaschen. Von hier aus sah ich ein paar Touristen, die unweit scheinbar den eintönigen Sandboden fotografierten. Als ich mich ihnen näherte, erkannte ich, dass hier der Boden übersät war mit Löchern und davor Erdhörnchen miteinander spielten. Die kleinen Nager ließen sich von uns nicht weiter stören. Man konnte sich bis zu einem Abstand von ca. 4-5 m nähern. Geht man weiter auf sie zu, laufen sie blitzschnell ein paar Meter davon.

Ich fuhr nach kurzem Aufenthalt weiter und passierte den Abzweig zum Spreetshogste Pass. Vor mir tauchte eine Gebirgskette auf. Die Straße führte geradewegs darauf zu. Grandiose Bergwelt mit zerklüfteten wilden Bergen und ich mitten drin. Am dortigen Gaub Pass wieder für ein paar Fotos angehalten. Ich schaute wieder auf die Karte, um die Entfernung nach Walvis Bay abzulesen. Da die Entfernung nur noch ca. 120 km betrug, und die Uhr noch nicht einmal 15 Uhr anzeigte, beschloss ich, einen Umweg über Gobabib zu fahren, da die Straße auf halber Strecke scheinbar an einem Fluss entlang führte. Ich erhoffte mir davon, dass ich vielleicht wieder ein paar Tiere sehen könnte.

Gleich nach dem Gaub Pass bog nach links eine kleine Straße ab. Ein Schild zeigte auf eine Schlucht. Zwar war diese Straße gesperrt und wie viele andere Straßen auch nur mit Erlaubnis zu befahren. Ich riskierte es trotzdem, erwischt zu werden, und fuhr nach links. Die 5 km bis zur Schlucht waren sehr mühsam auf dieser Straße. Viele Löcher und spitzige Steine ragten aus der Piste. Nur im Schritttempo kam ich vorwärts. Plötzlich sah ich eine Gruppe von Zebras neben mir.

Meine ersten Zebras in Afrika! Hurra! Also wieder Auto angehalten, Fenster runter, Staubwolke ins Auto, Fotos gemacht. Und dann endlich am Rande der Schlucht. Ein Canyon wie aus Wild West Filmen. In Europa wären hier Hotels, Bars und Restaurants. In Namibia: nur für Leute, die sich nicht an Verbote halten. Ich habe aber auch kein schlechtes Gewissen, da ich ja keinen Schaden anrichte, und alles so hinterlasse, wie ich es vorfinde. Eben wie ein Indianer im Wilden Westen. *grins*

Der Umweg über Gobabib, um es gleich vorweg zu nehmen, war unnötig. Auf den 100 km kam mir kein Lebewesen, also auch kein Auto zu Gesicht. Es musste wohl einen Fluss entlang der Straße geben, da ich an einem grünen Streifen aus Büschen und Bäumen entlang fuhr. Leider verlief die Straße immer in 1 - 2 km Entfernung. Kleine Hütten säumten den Wegesrand, aber niemand war zu sehen. Nach wirklich eintöniger Fahrt erreichte ich schließlich die Asphaltstraße nach Walvis Bay.

Und dann wurde es plötzlich finster. Ich befand mich mitten in einem Sandsturm. Sichtweite maximal 50 m. Bodenwellen aus aufgewehtem Sand, wie bei uns die Schneewehen, schüttelten das Auto während der Fahrt durcheinander.

 

Die Straßenlaternen kurz vor Walvis Bay leuchteten mit fahlem Licht durch den in der Luft befindlichen Sand. Endlich passierte ich das Ortsschild von Walvis Bay, und der Sandsturm ließ allmählich nach. Die Straße führt schnurstracks direkt auf das Tourist Office zu, die im 90 Grad Winkel vor dem Office nach rechts abbiegt. Doch leider schon geschlossen. Geöffnet nur bis 17 Uhr.

Ein großes Schild mit Aufschrift "Bed & Breakfast" mit dem Namen "Omega" zeigte mir den Weg. Kurzer Hand entschied ich, auch diese Form der Unterkunft einmal auszuprobieren. Viele Male musste ich einmal nach links, dann wieder nach rechts abbiegen, bis ich in einer reinen Wohngegend am Ziel meiner heutigen Reise war. Ein netter Herr öffnete mir und ließ mich herein. Ich kramte in meinem Rucksack nach der Brieftasche, um meinen Reisepass vorzuzeigen. „No, thank You, Sir!, entgegnete der Besitzer. „I see, I can trust You. It´s not necessary, to show me Your Passport.“ „320 Namibia Dollar“. Das sind ca. 25 EUR. Mein Zimmer war gleich neben seinem Wohnzimmer. Seine Frau fragte noch, ob ich auch ein Abendessen haben möchte, dann kostet es umgerechnet nur 5 EUR mehr. Natürlich sagte ich zu.

Die Herrschaften sind sehr gastfreundschaftlich. Der Besitzer stellte sich vor. Ich kann ihn mit Johan ansprechen, sagte er. Ich heiße Walter, weil hier Wolfgang keiner aussprechen kann. Sogleich kam er mit Landkarte und Stadtplan. Morgen früh muss er nur kurz in sein Büro fahren. Ich solle warten, bis er wieder zurückkommt. Dann zeigt er mir auf den Karten, welche Sehenswürdigkeiten es wert sind, diese zu besuchen und vor allem die Stelle, an denen sich Flamingos aufhalten. 

Wie neu geboren kam ich aus der Dusche zurück. Erst jetzt bemerkte ich im Innenraum meines Autos, dass alles millimeterdick mit feinstem Sand bedeckt war. Ich brauchte noch meine Tasche, die ich erst einmal abklopfen musste. Ein erneutes Duschen wäre jetzt deswegen eigentlich wieder notwendig geworden!

Heute grillt der Sohn, der mit Familie zu Besuch eingetroffen war. Das Abendessen war kaum zu bewältigen: 2 verschiedene Fleischstücke, 1 Fleischspieß, 3 Würste, Kartoffeln, Salat... und alles sehr lecker.

Bevor ich mich zum Schlafen hinlegen wollte, rauchte ich noch eine Zigarette auf der Terrasse. Ich öffnete die Glastür, und genoss die angenehme Luft. Im gleichen Moment klingelte das Telefon. Dachte ich! Als plötzlich der Hausherr hinter mir im Schlafanzug stand und mich mit schläfrigen, aber bösen Augen ansah, wusste ich, dass es nicht ein Telefonanruf war, der ihn aus dem Bett jagte, sondern die Alarmanlage, die ich durch das Öffnen der Terrassentür auslöste. Leider hat mich der Chef nicht vorher informiert, denn ich hatte auch schon am Abend hier die Tür geöffnet und mich zum Rauchen auf den Vorplatz gestellt. Er brummelte etwas auf Englisch, das ich nicht verstand. Ich schnippte meine Zigarette über das Tor, entschuldigte mich vorsichtshalber zwei Mal und verkroch mich in meinem Zimmer.

"B & B Omega" in Walvis Bay kann ich sehr empfehlen. Für Reisende, die Sicherheit brauchen, kann die Übernachtung auch vorher im Internet gebucht werden. Für Leute, die gerne ungeplant verreisen, wie ich, können dort mit Glück ebenfalls unterkommen, sofern eins der beiden zur Verfügung stehenden Gästezimmer frei ist.

 

Tag 9 (27.09.2014) Walvis Bay - Swakopmund - Cape Cross

Ja, so entstehen Missverständnisse! Nach meinem Frühstück, das aus 2 Spiegeleiern, weißen Bohnen, Wurst, Käse und Brot und Kaffee bestand, betrat ich wieder den Vorplatz, um mit einer Tasse Kaffee in der Hand, meine Morgenzigarette abzubrennen. Ich sah über das Eisentor und stellte fest, dass hier alle Häuser von Stacheldraht umgeben und wohl ebenso mit Alarmanlagen ausgerüstet sind. So etwas kenne ich ja von zu Hause nicht. Ich hatte noch eine angenehme Unterhaltung mit der Dame des Hauses. Sie erzählte, dass abends manchmal Schüsse zu hören sind. Aber dies wären wohl nur Wilderer, die eine Antilope erschießen. Es wären wohl viele arme Leute hier in der Gegend, die nur so überleben könnten.

Ich nahm im großen Lehnsessel Platz, und studierte das Kartenmaterial. Eigentlich wollte ich weiter, aber andererseits wollte ich mir die Tipps des Hausherren nicht entgehen lassen. Ich schenkte mir noch eine Tasse Kaffee ein, und wartete in der Hofeinfahrt auf Johan. Aber er kam nicht mehr.

Ich wollte den Atlantik sehen und fuhr in Richtung Hafen. In der Ferne sah ich die Bucht, in der sich tausende von Flamingos aufhielten. Man braucht hier nur die Hafenstraße entlang fahren. Es war gerade Ebbe, und da standen sie:

Flamingos in allen rosa Tönen, die man sich vorstellen kann. 

Dazwischen immer ein paar Pelikane. Ein herrlicher Anblick, den ich sehr genoss.

Ich ließ Walvis Bay hinter mir und fuhr nach Norden in Richtung Swakopmund.

Swakopmund selbst, ist ein netter kleiner Ort mit alten Gebäuden in der Innenstadt.

Auch hier immer wieder Geschäfte, Bars und Cafés mit deutschen Wurzeln.

 

Ich nutzte den Aufenthalt hier nur, um mich im Supermarkt mit Wasser, Fleisch, Tomaten und Paprika einzudecken. Ach ja, und einem Grillwender, da der Rost vom vorhandenen Grill am letzten Campingplatz so versifft , und deshalb nicht zu benutzen war.

Einen Abstecher ins Landesinnere zu der nur dort anzutreffenden Welwitschia mirabilis wollte ich unbedingt machen. Nach stetiger Bergauffahrt erreicht man nach ca. 1 Stunde die Anhöhe, auf der diese urweltlichen Pflanzen beheimatet sind.

Sie sehen ähnlich aus wie Agaven oder Aloen, haben jedoch sehr lange und breite, lederartige Blätter. Die Blüten sind im Gegensatz zu Aloe und Agave sehr klein und unscheinbar. Die größte Welwitschia steht im Schutze eines Zaunes, um die dicht an der Oberfläche liegenden Wurzeln nicht zu beschädigen. Die Pflanze misst ca. 5 m im Durchmesser und 1,5 m Höhe. Auf der Tafel daneben ist vermerkt, dass diese Pflanze ca. 1600 Jahre alt ist. Kleine Pflanzen oder gar Sämlinge habe ich in der Gegend nicht gefunden.

 

Die Straße führt weiter zur so genannten "Mondlandschaft". Von kleinen Bergkuppen auf denen die Piste entlang führt, kann man auch diese besondere Laune der Natur genießen. Pflanzen oder Tiere konnte ich hier nicht beobachten. Jedoch eine sehr außergewöhnliche Landschaft - eben wie auf dem Mond!

Am Nachmittag war ich wieder zurück auf der C34, die an der Küste nach Norden führt. Auch diese Straße verläuft nicht direkt am Meer. In unregelmäßigen Abständen zweigen Sandpisten in Richtung Meer ab. Diese heißen alle „Mile“ und sind nummeriert. Die Zahl dahinter zeigt an, wie weit man von Swakopmund entfernt ist. Ich probierte einige dieser Pisten aus, um einen Blick aufs Meer zu bekommen. Mal stand ich vor einem Sandstrand, mal vor steinigem Ufer. In jedem Fall toste das Meer an die Küste. Das ist auch der Grund, warum es hier keinen Badetourismus gibt. Außerdem ist der Atlantik hier nur 12-14 Grad "warm".

Doch einen Abstecher auf Mile 42 von der Hauptstraße zum Meer ist es Wert, diesen näher zu beschreiben. Kurz vor Hentiesbaai verließ ich wieder die C34 in Richtung Meer. Ich konnte es nicht glauben, aber hier stand ein Souvenirverkäufer am Strand. Weit und breit sonst keine Menschenseele. Kein Haus, kein Fahrzeug hier. Der nette Mann bot mir sogleich Schmuck aus Holz und Metall, sowie Salzkristalle an. Als ich ihm ein paar Sachen abkaufte, zeigte er mir am Strand ein Skelett.

Ich erschrak im ersten Moment, da es aussah wie menschliche Überreste. Er lachte, wohl wegen meines ersten Gesichtsausdrucks. "Seal", sagte er. Ja, jetzt erkannte ich auch, dass es sich dabei um eine Robbe handeln muss. Das Skelett passte aber auch noch zu etwas anderem. Und das hatte für mich einen ganz besonderen Wert.

Hier nämlich sah ich unweit der Küste mein erstes Schiffswrack. 

Immer wieder wurde es mit Wellen überschüttet. Ich freute mich sehr, dass ich ein Wrack gefunden hatte, aber zugleich bewusst werdend, dass hier Menschen ausgesprochenes Pech hatten. In allen Büchern über diese Küste steht, dass die Wracks aus den alten Zeiten nur sehr schwierig zu finden seien, da keine Straße zu ihnen führt. Die meisten wären nur aus dem Flugzeug zu sehen. Naja, es war zwar kein altes Wrack, aber immerhin ein Wrack! Der Souvenirverkäufer erzählte, dass das Unglück vor 6 Jahren passierte.

 

Und wieder einmal kam ich zu spät am Tagesziel an. Es war bereits kurz nach 17 Uhr, als ich am Gate von Cape Cross stand. Die Schranke war verschlossen. Also musste ich ins nahe gelegene Cape Cross Camp. Das Hotel ist sehr luxuriös. Klar, hier kommen ja auch so ziemlich alle Touristen her, die Namibia bereisen. Eine Übernachtung bekommt man hier ab 120 Euro. Ich zog es vor, auf dem angeschlossenen Campingplatz zu zelten. Kostet immerhin auch 30 Euro, aber mit Wasser- und Stromanschluss. Trotz Mauerwerk, das jeden Zeltplatz von zwei Seiten umgibt, ist es trotzdem sehr windig und ich hatte Mühe zuerst mein Zelt aufzubauen und später das Feuer zu entfachen. Alte Autofelgen erhielten hier 3 Eisenstäbe als Füße. Das war der Grill. Ein Rost war auch vorhanden, aber millimeterdick mit Rost und alten Fett belegt. Zum Glück hatte ich mir einen Grillwender zugelegt!

Es wurde immer kälter. Der Wind blies mit starker Kraft. Dafür entschädigte der Sonnenuntergang am Meer. 

Die starke Brandung kletterte weit hinauf zum Strand. Der Himmel zuerst in Gelbtönen, dann im feurigsten Rot! Und immer wieder flogen über dem Meer kleine Gruppen von größeren Vögeln vor dem farbigen Hintergrund vorbei.

Tag 10 (28.09.2014) Cape Cross – White Lady Lodge

Schnell packte ich alles in die Tasche, das Zelt ins Auto und den Schlafsack eingerollt in einen großen Plastiksack. So ist der Schlafsack während der Fahrt auf den Pisten vor Staub und Sand geschützt. Wie immer, legte ich die Straßenkarte auf den Beifahrersitz. Auch Kamera und Handy hatten ihren Platz. Da nur eine USB Buchse zu gebrauchen war, musste ich stets die Kamera, den Fotoapparat und das Handy abwechselnd anschließen. Ich startete den Motor. Nur ein kleines Ächzen vom Motor war hörbar. Keine Chance, das Auto sprang nicht an. Ich hatte wohl am gestrigen Abend zu lange die Innenbeleuchtung und den Radio an. Und das Handy hing auch noch zum Laden an der Batterie. Oje. Kein Berg, alles eben. Das Auto konnte ich also nirgends runterrollen lassen. Also ging ich wieder ins Hotel und bat den Herrn am Tresen um Hilfe. Er hatte wohl schon mehrere Gäste, denen das gleiche Schicksal ereilte, wie bei mir. Kein Problem, sagte er und telefonierte. Wieder zurück beim Auto, musste ich nicht lange warten. Ein anderer Hotelangestellter kam mit seinem Jeep und gab Starthilfe. Heil froh, dass kein größerer Schaden entstanden war, legte ich paar Scheinchen als Dankeschön in seine Hand und rauschte davon.

Ja, und da stand ich nun am Cape Cross. Eine steinige Landzunge im Atlantik

Mit 250.00 Robben!

Ich weiß nicht mehr, ob ich die Tierchen zu erst gehört, oder gerochen habe...

Aber Fotomotive gab es zahlreich.

Schweren Herzens trennte ich mich dann doch irgendwann von diesen sympathischen Genossen. 

In Hentiesbay kaufte ich mir noch Proviant für den Abend: Bier, Fleisch, Wasser, Cola und Gemüse. Was ich jedoch nicht mitnahm, war das Fertigbier. Das gibt's als Pulver in Beuteln. Erinnerungen an die Township-Tour wurden wach...

Ich verließ den Ort wieder in nördliche Richtung, und bog nach rechts auf die C35 ab, Richtung Landesinnere.

Erst nach etlichen Kilometern erhält die Sandwüste wieder etwas Pflanzenbewuchs. Je weiter dass man sich von der Küste entfernt, desto artenreicher wird die Vegetation. Berge kommen immer näher.

Selbst wenn sich früher Schiffsbrüchige ans Land retten konnten. Sie müssten jämmerlich verdurstet sein. Selbst nach hunderten von Kilometern landeinwärts, keine Wasserstellen oder gar ein Fluss. Es scheint, der Pflanzenbewuchs besorgt sich den Flüssigkeitsbedarf ausschließlich über den Morgentau.

 

Auf halben Wege nach Uis ein Rastplatz! 

Bis die Bäumchen Schatten spenden können, wird es noch ein Weilchen dauern.

Ich war schon zweieinhalb Stunden mit dem Auto unterwegs, als ich in Uis ankam. Was wohl die Menschen bewegt hat, ausgerechnet hier sich niederzulassen? Der kleine Ort machte einen gepflegten Eindruck. Die Tankstelle und ein Hotel befinden sich gleich am Ortseingang. Ein großes Schild zwang mir seine Aufmerksamkeit auf. „CACTUS-CAFE“! Da muss ich hin. Hier gibt es Kakteen? Ich bin gespannt. Und wenn nicht, dann vielleicht ein guter Kaffee?

Nach 2, 3 Abbiegungen hatte ich es erreicht. Überall Kakteen! Große Säulenkakteen im Wechsel mit Kugelkakteen markierten die Terrasse. Dahinter riesige Beete mit großen und kleinen stachligen Pflanzen. Im Nebenhaus, das eigentlich ein großes Gewächshaus ist, gibt es vom Sämling bis zur erwachsenen Kaktuspflanze alles, was ein Kakteenliebhaber sucht. Auch viele verschiedene Euphorbien waren darunter. Diese sehen ähnlich im Wuchs und Bedornung wie Kakteen aus, sind aber botanisch gesehen, keine Kakteen. Allen gemeinsam ist die weiße, giftige Milch, die bei Verletzungen herausläuft.

Ich wurde gleich auf Deutsch von der Wirtin begrüßt. Sie empfahl ihren selbstgebackenen Apfelstrudel, den ich gerne bestellte und eine Tasse Kaffee. Über der Terrasse rankten an dem Holzgeflecht Kletterpflanzen, die alle Plätze in Schatten hüllten. Wie ein kleines Paradies! Die Kakteen werden nebenbei gezüchtet und in ganz Namibia und Südafrika verkauft. Als ich ihrem Mann die botanischen Namen der Kakteen und Euphorbien aufsagte, wunderte er sich nicht schlecht. Leider sprach er nur Englisch, im Gegensatz zu seiner Frau, die deutsche Vorfahren hat. Beide waren noch nie in Europa. Ich dachte mir, dass man hier geboren sein muss, damit man hier wohnen kann. Für einen wie mich, wäre es hier zu öde. Außer der angenehmen Wärme, könnte ich einem Ort wie Uis nicht viel abgewinnen. Wir hatten eine angenehme Unterhaltung. Außerdem soll ich unbedingt zur nahe gelegenen White Lady Lodge fahren. Mit etwas Glück könnte man dort auch Elefanten antreffen. Dass es derselbe Ort ist, den ich sowieso wegen den Felszeichnungen ansteuern wollte, wusste ich in diesem Moment noch nicht.

Nur ungern fuhr ich weiter – eine kleine Ruheoase, mitten in steiniger Wüste. Der Kaffee und Apfelstrudel war lecker, und natürlich die vielen Kakteen haben es mir angetan. Ich konnte nicht umhin, mir eine kleine blaue Säuleneuphorbia zu kaufen.

 

Auf der Fahrt dorthin kam mir die Erleuchtung! Die Felszeichnungen aus der Vorzeit sind ja deshalb so berühmt, weil eine weiße Frau an den Felsen gemalt wurde.

 

Die Straße führt geradewegs auf einen mächtigen Berg zu. Das letzte Stück geht es in vielen Kurven bergab, bis man vor der Guide Station zum Stehen kommt. Nur mit einem Führer kann man zu den Felsen mit den Zeichnungen gelangen. Für Autos wurden Carports errichtet. Ein Parkplatzwächter hilft mit Gesten beim Einparken. Seine Hilfe wäre natürlich nicht notwendig. Aber so erhält auch er ein paar Münzen zum Überleben.

 

Von einem Führer wurde ich angesprochen, ob ich noch heute zu den Felsen möchte. Ja, natürlich, entgegnete ich. „Gut“, sagte er. Es ist schon fast zu spät, sich auf den Weg zu machen. Der Fußmarsch dauert ca. eine Stunde. Wir müssen uns beeilen. Ich packte noch eine Wasserflasche ein, bezahlte den Eintritt, und los ging´s!

 

Als ob er von einem wilden Tier verfolgt werden würde, trabte er vor mir. Ich hinterher. In einem ausgetrockneten Flussbett ging es über Stock und Stein, meist unter hohen Bäumen. Es war noch sehr warm. In diesem Schritttempo eilten wir durchs Gebüsch.

 

Plötzlich blieb er stehen, und zeigte auf einen hohen Felsen neben uns: da saßen drei possierliche Tierchen und schauten auf uns herab. Ich hatte gerade noch Zeit, ein paar Fotos zu schießen, als sie wieder verschwanden.

Sie sind sehr scheu, bekam ich als Erklärung. Zuhause schaute ich in meinem Heftchen nach, das ich unterwegs erhalten hatte.

Es waren Mangusten.

 

 

Wir schafften die ganze Wegstrecke tatsächlich in 40 Minuten. Dem Guide machte es scheinbar Spaß, so schnell durchs Dickicht zu gehen. „Jetzt haben wir ein paar Minuten mehr Zeit, uns die Zeichnungen anzuschauen, meinte er. An einer schrägen Felswand, so dass kein Regen an die Zeichnungen prasseln kann, waren alle Bilder von Tieren und Menschen sehr gut erhalten geblieben.

Und da war sie: die White Lady, die weiße Frau, inmitten von Tieren und schwarzen Männchen. Da die Zeichnungen wohl schon mehrere tausend Jahre alt sind, gibt es bis jetzt noch keine Erklärung dafür, warum hier eine weiße Frau abgebildet wurde.

Allerdings geht man heute davon aus, dass es sich bei den Gegenständen um Jagdausrüstung handelt und die Figur daher einen Krieger oder Schamanen darstellt. Die Bezeichnung wurde aber bis heute beibehalten.

 

 

Der Rückweg gestaltete sich etwas gemütlicher. Wir kamen immer mehr ins Gespräch. Er erzählte mir, dass er gestern in der Nähe der Lodge Elefanten gesehen hat. Er fragte nach meinem Interesse, Elefanten sehen zu wollen. Oh, sagte ich. Hier gibt es auch Elefanten? Ich dachte, die gäbe es nur im Etosha Nationalpark. Ich erfuhr, dass man Elefanten an vielen Orten in Namibia treffen kann. Wir vereinbarten, dass wir uns morgen um 7 Uhr, gleich nach Sonnenaufgang, am Eingang der Lodge treffen. Er könne es nicht versprechen, dass wir welche sehen, aber wir sollten es versuchen. Er wohnte in der Nähe der Lodge, und fragte, ob ich ihn mitnehmen kann. Von der Guide Station bis zur Lodge fuhren wir genau 20 Minuten mit dem Auto. Wenn er mit den letzten Touristen von den Felszeichnungen zur Station zurückkommt, und diese nicht zur Lodge fahren, muss er den ganzen Weg zu Fuß laufen. Das sind auch nochmals 10 km. Für seine Tochter gab ich ihm noch eine Handvoll Süßigkeiten mit und wir verabschiedeten uns am Eingang zur Lodge.

Hier blieb ich die Nacht auf dem Campingplatz.

 

Ganz in der Nähe campierte eine Gruppe von Touristen, die mit einem Allrad LKW unterwegs waren. Ja, auch solche Touren gibt es hier. Ich wollte mich grade schlafen legen, da hörte ich aus deren Richtung afrikanische Gesänge und Trommeln. Nach jedem Lied klatschten die Touries. Ich wollte mir das auch anschauen, und blieb unerkannt in der Nähe. Es waren die typischen Lieder des Landes. So haben die Einheimischen hier noch eine zusätzliche Einnahmequelle durch Touristen. Nicht, dass es mir nicht gefallen hätte, nein! Nur mir würde es besser gefallen, wenn ich solchen musikalischen Darbietungen beiwohnen könnte, wenn diese nicht gegen Bezahlung für Touristen dargeboten werden.

Irgendwann war auch diese Show zu Ende und konnte dann doch noch einschlafen.

 

Tag 11 (29.09.2014) White Lady Lodge – Ugab Lodge

Um 6 Uhr klingelte mein Wecker. Da ich ja noch alles einpacken musste, stand ich gleich auf. Die Berge, die gestern noch in einem fahlen Grau zu sehen waren, erstrahlten mit der Morgensonne in allen Orange- und Rottönen. 

Alles so gut wie möglich gegen den Staub wieder in Plastiksäcken verpackt und im Auto verstaut, fuhr ich zum vereinbarten Parkplatz vor der Lodge.

Punkt 7 Uhr klopfte es an der Beifahrerscheibe. Der Guide von gestern winkte. Guten Morgen! Scheinbar froh darüber, dass ich die Vereinbarung eingehalten habe, stieg er ein. Schließlich bezahlte ich für diese Extra-Tour 20 Euro. Das ist die übliche Gage hier, für solche Unternehmungen. Dass ich ihn gestern von der Station mitnahm, berechtigt scheinbar nicht für einen Abzug bei der Gage. Egal! Er lotste mich auf einen kleinen Weg mit zwei tiefen Rillen für die Autoräder. Dann durchquerten wir eine Sandfläche. Hier wand sich das Auto mit seinem Hinterteil hin und her, als ob es sich sträuben würde, hier fahren zu wollen. Es gab einen Ruck und wir hatten wieder festen Boden unter dem Auto. Dann ging es eine Böschung hinunter und wir waren in einem 50 m breiten, ausgetrockneten Flussbett. Hier musste ich dann mein ganzes Können unter Beweis stellen. Zwischen dicken Gesteinsbrocken und schlüpfrigen Sand kurvten wir mal schneller, mal langsamer im Flussbett entlang.

Das ging so etwa 30 Minuten, bis plötzlich in 200 m Entfernung ein großer Elefant die Bühne betrat. Mein Beifahrer gab mir ein Zeichen, langsamer zu fahren und in sicherer Entfernung dann, ca. 50 m vor dem Elefanten, stehen zu bleiben. Motor aus. Ein kleines Elefantenbaby wackelte die Böschung hinunter zu seiner Mutter. Das Baby drückte sich an seine Mutter. Der kleine Rüssel schlingerte durch die Luft, als ob das Kleine keine Kontrolle darüber hätte. Das Muttertier beachtete ihren Nachwuchs kaum, zupfte sich lieber grüne zweige von den Bäumen. Da Elefanten, wenn sie Nachwuchs bekommen haben, unberechenbar sein können, blieben wir einfach stehen. Wir konnten noch 3 erwachsene Elefanten sehen und 2 Jungtiere. 

Als sie auf der anderen Seite verschwanden, war auch für uns die Zeit für den Rückweg gekommen. Meinen Guide habe ich an seiner Station zur White Lady verabschiedet, und nahm Kurs gen Norden.

 

Eine der schönsten Landschaften von Namibia kann man bestaunen, wenn man auf der C35 nach links auf die D2612 abbiegt. Die mit dem Buchstaben „C“ nummerierten Straßen suggerieren einen besseren Straßenzustand als die Nebenstraßen mit dem „D“ vor der Nummer. Zudem sind sie auch dick und rot als Hauptverbindung in der Karte eingezeichnet. Das ist ein Trugschluss! Manchmal sind auch die „D“ Nebenstraßen in hervorragenden Zustand. Wahrscheinlich kommt es nur darauf an, wann die letzte Planierung ausgeführt wurde. Auch wenn diese als Nebenstraße eingezeichnete Piste meist in sehr guten Zustand mich durch eine Traumlandschaft führte, mussten häufig ausgetrocknete Flussbetten durchfahren werden. Das fatale dabei war, dass ich diese „Mulden“ oft zu spät erkannte – wohl weil mich die gute Piste zu einem schnellen Fahren verleitete – und mich gewaltig durchschüttelte.

Ausgeschildert wird die Gegend mit Namen wie Organ Pipes und Twyfelfontein.

Auf dem Weg dorthin machte ich wieder einmal eine erstaunliche Bekanntschaft.

Aber nun der Reihe nach. Die D2612 mündet in die C39. Nach Westen führt die Straße in Richtung Küste, nach Torra Bay. Ich fahre nach Osten, denn hier sollte mich ein weiteres Teilziel erwarten: Petrified Forest – der versteinerte Wald. Doch vorher war mit großer Schrift ein Museum ausgeschildert. Der Parkplatz ist schon von weitem sichtbar. Was soll das sein? Museum? Hier? Ich biege ab, und will mir das mal näher anschauen. Am Häuschen empfängt mich eine junge Frau.

Etwas mollig und nur mit einem Röckchen aus Naturmaterialien bekleidet. Also oben ohne! Aber mit Sonnenbrille! Ich dachte, na – das ist dann doch nicht so authentisch! Sie lädt mich ein, einzutreten. Zwischen zwei engstehenden Felsen geht es hindurch. Auf einem Platz sitzen Frauen im Kreis, die auch nicht mehr an hatten. An mehreren Verkaufsständen gibt es allerlei Schmuck und afrikanische Kleidung. Aus Höflichkeit kauf ich ein paar Armreifen, weil ich ja schließlich auch Mitbringsel in der Heimat brauche.

Vier verschiedene Touren kann man hier buchen. Ich entscheide mich für die Dorf Tour. Hier kann man das moderne Leben aber auch das Leben aus früheren Zeiten zum Vergleich selbst erleben. Die Frau am Empfang steigt bei mir ins Auto ein. Wir fahren eine viertel Stunde bis zum Dorf. Sie erzählt mir vom Leben der Vorfahren, aber auch vom sogenannten modernen Leben. Vom Überlebenskampf hier draußen in der Provinz und Arbeitslosigkeit. Das Erste, was mir ins Auge fiel, waren die vielen verrosteten Autos, die überall herumstanden. Scheinbar hatten die schon bessere Zeiten gehabt. Fahrtüchtig schienen mir alle nicht mehr. Oft fehlten Räder und Türen. Gleich nach der dritten Hütte war der Boden auf einer Fläche so groß wie ein Fußballfeld übersät mit Müll. Immer mehr Kinder umringten uns. Sie erzählte weiter, dass die Schule weit weg sei. Wenn diese Kinder – sie deutete auf die vor uns lachenden Kinder – sechs Jahre alt geworden sind, dann müssen auch sie zur Schule. Die Väter arbeiten meist in Khorixas, ca. 40 km entfernt von hier.

Sie zeigt mir noch die Disco, die extra wegen mir kurz in Betrieb genommen wird. Und auch einen kleinen Laden, wo man Süßigkeiten, Getränke und Konserven kaufen kann. Wieder zurück beim Auto, holte ich meine MAOAM aus der Tasche, um es an die Kinder, mittlerweile 8 an der Zahl, zu verteilen. Ein paar Mamas waren inzwischen zu dieser illustren Gruppe hinzu gestoßen. Jetzt mussten sich die Kinder der Reihe nach vor mir aufstellen, da sonst wohl ein kleines Chaos ausgebrochen wäre, und die ersten Kinder alle Süßigkeiten von mir einheimsen. So bekam also jedes Kind die gleiche Menge von diesem Kaugummi. Die Kinder freuten sich. Alle sehr nett. Vor allem die kleinen Mädels mit ihren geflochtenen Zöpfen.

Unserer Gruppe näherten sich auch zwei junge Damen, die gar nicht so recht in dieses Bild passen. Meine Führerin kannte die beiden und unterhielt sich mit ihnen. Dann kam sie zu mir und fragte mich ob ich eine der beiden mit nach Khorixas nehmen könnte. Erstaunt und überrascht, ich zögerte und sagte ja, warum nicht. Also fuhren wir zu dritt zurück zum Ausgangspunkt. Dort stieg die barbusige Kassiererin aus, dann fuhr ich mit meiner neuen Begleitung weiter. Aber nicht, um vorher zu klären, dass ich noch einen Umweg zum Petrified Forest nehmen möchte. Kein Problem sagte sie. Sie ist nicht in Eile. Und dies fast ohne Akzent in Deutsch! Englisch könne sie auch. Sie hat Deutsch und Englisch in der Schule gelernt und möchte gerne Kindergärtnerin werden. Letztes Jahr hat sie ihre Tante in der Schweiz besucht. Sie möchte gerne das nächste Mal im Winter die Schweiz bereisen, da sie den Schnee kennenlernen möchte. Sensationell!

Der Besuch des Petrified Forest ist ebenfalls nur mit einem Führer möglich. Hier erlebe ich die Arbeitslosigkeit im Lande hautnah: beim Führer sitzen noch 6 andere Jungs im selben Alter. Mein Besuch eine willkommene Abwechslung für die jungen Männer. Gleich kommen alle auf mich zu, aber nur einer erhält ein kleines Gehalt vom Staat. Während sich die Jungs mit meiner Begleitung unterhalten, gehe ich dem Guide über einen Hügel hinterher. Auch hier wächst die Welwitschia Mirabilis. Aber bei weitem nicht so groß, als 300 km südlich. 

Petrified Forest ist ein Gebiet, auf dem zahlreiche Baumstämme im Boden liegen und zur Hälfte sichtbar sind. Einige Holzstücke liegen verstreut auf dem steinigen Boden. Die sehen aus, wie Holzscheite. Sie sind schwer wie Stein und auch so hart. Durch tausende von Jahren wurde das Holz konserviert, so dass es nicht mehr verrotten kann. Einst wurden die Bäume von einem nicht mehr existierenden großen Fluss hier angeschwemmt worden.

 

Wir traten unseren Rückweg an. Ich verteilte noch ein paar Colas aus meiner Kühlbox an die Jungs und fuhr mit meiner Begleitung weiter. Am Straßenrand stand ein kleiner Junge, vielleicht 10 Jahre alt. Er streckte die Hand nach uns aus. Was er wohl will? Ich hielt an, und erfuhr von Zenorita, dass er Durst hat. Er bekam eine Flasche Wasser und Haribos. Er sagte "Danke", verzog aber keine Miene! Der Junge machte einen traurigen Eindruck auf mich.

Ich brauchte noch Bargeld und musste noch tanken. In Khorixas zeigte mir Zenorita den Weg zu einem ATM. Dann verabschiedeten wir uns vor ihrem Elternhaus und ich fuhr weiter. 

Immer wieder kommt es auf Überlandfahrten vor, dass die Straße gesperrt ist durch solche oder ähnliche Tore von den Farmern.

Also immer mal wieder aussteigen, Tore öffnen, durchfahren und danach wieder verschließen.

Die Tore stehen sowohl auf kleinen Seitenstraßen, aber auch auf Hauptverkehrsstraßen. Vieh oder Menschen sieht man da nur selten.

Ich fuhr auf der D2743, und entdeckte auf der Karte die C39, die als Bogen an der D-Straße "klebte" mit einer gelben Markierung mit der Nummer 26.

Gelbe Nummern in der Karte bedeuten immer etwas Sehenswertes. Neben der Nummer stand Finger Rock. Ich wurde neugierig und beschloss, diesen Umweg zu nehmen.

Mich erwartete die wohl bizarrste Landschaft von Namibia! 

Nach einem kurvigen Auf und Ab, endete die Straße hier am Horizont scheinbar im Nichts. Vorsichtig näherte ich mich dem Abgrund. Von dieser Kante aus überblickt man ein weites Tal mit kleinen und großen Tafelbergen. Zwischen den Bergen alles eben mit dichten Akazienbestand, menschenleer. Wieder einmal war ich sprachlos über den Anblick, den mir Namibia damit bescherte. Pause! Genießen!

 Mit dem Auto fuhr ich extra nochmal 500m zurück, legte die Kamera aufs Armaturenbrett und näherte mich wieder der Kante. Ich musste das filmen, sonst glaubt mir das niemand zuhause! Jetzt noch ein paar Meter, dann kippte das Auto an der Kante nach vorn und ich zuckelte den Steilabhang hinab… Die Kamera lief weiter...

Hinter jeder Kurve ein neues Spektakel aus Stein und Fels. Hinter dem linken Tafelberg, der langsam an mir vorbei zog, stand er nun! Eine Felsformation, schätzungsweise 10 m dick und weit über 100 m hoch. Finger Rock! Alleinstehend und doch in der Nähe des großen Tafelberges. Bilder vom Morgen tauchten auf. Ich dachte an das Elefantenbaby und seine Mutter. Wobei das Verhältnis hinkt. Die Steinformationen sind im Vergleich zu den Dickhäutern am Morgen weitaus unterschiedlicher in ihrer Größe.

Fährt man zwischen all diesen Steinformationen hindurch, bekommt man auf der anderen Seite nochmals die Gelegenheit, diese besonderen Naturerscheinungen aus noch größerer Höhe zu bestaunen. Ugab Lodge! Die anderen Lodges hier sind alle in der Ebene. Nur die Ugab Lodge wurde auf einem dieser Berge errichtet. Steigungen von 25% auf schmalen Wegen müssen überwunden werden. Auf dem Weg nach oben, blickt man nach rechts und links ins Leere. Nichts für Leute, die nicht schwindelfrei sind. Und steht man dann ganz oben vor der Lodge, so sieht man, dass es hier hinauf sogar auch große Reisebusse geschafft haben. Diese Lodge besticht durch eine große Halle mit mehreren Ebenen. Jede Ebene ist bestückt mit anderen Sitzgelegenheiten. Beeindruckt von dieser Behausung, durchquere ich die Halle und erreiche gegenüber die Terrasse. Wieder einmal mehr überwältigt mich der Anblick der namibischen Natur. Ich vernehme eine Frauenstimme hinter mir. Möchten Sie einen Kaffee? Bitte bedienen Sie sich da drüben an der Maschine. Inzwischen hatte ich mich umgedreht. Die Dame zeigte an eine große Theke, auf der allerlei Getränke und Snacks angerichtet waren. Stell dir das mal bei dir zu Hause vor! Du betrittst eine Gaststätte und dir wird kostenlos Kaffee und Snacks angeboten. Und niemand kennt dich hier! Ich war einfach nur überrascht. Angenehm überrascht und begeistert vom Standort! Leider war das Rauchen auf der Terrasse verboten. Der Kaffee hätte mir noch besser geschmeckt. Leider war hier keine Unterkunft mehr frei. Ich bevorzuge sowieso das campen. Ich bezahlte für eine Nacht und fuhr die waghalsige Piste wieder hinab zum dazugehörenden Campingplatz.

Es gibt nur 4 Campingplätze, aber alle sehr idyllisch gelegen zwischen haushohen Felsen. Hier lernte ich ein Ehepaar aus den Niederlanden kennen. Sie sind jetzt das 17. Mal in Namibia. Ich denke, das sollte an dieser Stelle auch Erwähnung finden. Und das Größte: nach deren Aussage haben sie noch lange nicht alles in Namibia gesehen...

Und so oder ähnlich schaut mein Abendessen aus: Lammkoteletts mit Salat aus dem Supermarkt von Hentiesbay zur Feier des Tages!

Und jetzt bloß nichts aus den Augen lassen! Wohl vom Geruch angezogen, schwirrten diese schillernden Vögel, so groß etwa wie eine Amsel, um meinen Grill. Ihr Blick verrät ja schon alles. Nur scharf auf Essbares, das vielleicht auf den Boden fällt. Und immer einen Abstand von 3 -4 Metern einhaltend. Vom Verhalten her, könnten sie auch Geier sein!

Am Morgen des nächsten Tages war kein Krümelchen mehr am Boden zu sehen.

 

 

Tag 12 (30.09.2014) Ugab Lodge - Halali (Etosha)

Jetzt ist der Tag gekommen, an dem ich den Etosha Nationalpark besuchen sollte. Lt. Karte sind es ca. 200 km bis Okaukuejo.

Ich verließ die C39 und bog wieder auf die D2743 ein. Auf der Fahrt überraschten mich zwischen uralten Akazienbäumen zahlreiche Termitenbauten, die in der Morgensonne glühten. Manche von ihnen sind bis zu 4 Meter hoch.

Schon von Weitem sah ich Baboons auf der Straße umherspringen. Jedes Mal wenn ich näher kam, verschwanden sie im Gestrüpp. Ein paar Kilometer weiter dann wieder ein Schild, das es bei uns nicht gibt. Und tatsächlich - nur 500 Meter weiter das richtige Tier dazu!

Fährt man durch das Tor vom ersten Ort, Okaukuejo, im Nationalpark, kann man einen alten Turm erklimmen, von wo man einen herrlichen Rundblick über die Steppe bekommt.

Natürlich muss man hier ebenfalls für den Eintritt bezahlen. Auch hier wieder die Frage, wo ich meine Übernachtungen gebucht habe, und wie viele Tage ich im Park bleiben möchte. Völlig unvorbereitet auf solche Fragen, überlegte ich zuerst, wie lange ich eigentlich bleiben möchte, da ich spontan entscheiden wollte. Meine Unsicherheit bewirkte bei der Dame im Office einen leicht genervten und ärgerlichen Gesichtsausdruck. Ich sagte ihr, dass ich es noch nicht genau weiß, so 3 - 4 Tage. "Sie müssen mir sagen, wie viele Tage Sie bleiben, weil Sie pro Tag bezahlen müssen. Außerdem müssen Sie mir sagen, wo Sie übernachten", erwiderte sie. Wieder überlegte ich. Ich schaute in die Karte und sagte, dass ich in Halali übernachten möchte. "Und wo?" kam wieder die Frage. Ich kann Gegenfragen auch nicht leiden, aber fragte trotzdem zurück: "in der Lodge oder Camping"? "Die Lodge ist ausgebucht, sagte sie und ob es auf dem Campingplatz noch eine Möglichkeit gibt, müssen Sie herausfinden. Vorher dürfen Sie nicht weiter fahren!" Mannomann dachte ich, die ist ja noch pflichtbewusster, als die Frau am Flughafen. Doch sogleich nahm sie das Telefon, sagte irgendetwas in einer afrikanischen Sprache hinein, und reichte mir den Hörer. Eine Frauenstimme, die Rezeption vom Campingplatz. Schnell klärte es sich am Telefon, dass ich noch einen Platz dort bekommen könnte, und reservierte. Obwohl die Dame hier am Schalter alles mitbekommen hatte, musste ich es ihr nochmals wiederholen, dass ich einen Platz in Halali auf dem Camping erhalten kann. Erst jetzt konnte ich mein Ticket bezahlen und weiter fahren. Aber nicht ohne ihre ermahnenden Worte, dass ich am 02. Oktober den Park wieder verlassen muss. Ich bedankte mich höflich, obwohl ich etwas ganz anderes dachte, und verabschiedete mich von ihr. Der Name Halali könnte durchaus auch ein afrikanisches Wort sein, aber es ist aus dem Deutschen. Bei uns ein Jagdruf, der das Ende der Jagd bedeutet. So auch hier! Im Etosha Nationalpark gibt es keine Jagd mehr. In früheren Zeiten, als Namibia von den Deutschen besetzt wurde, durften noch überall Tiere erlegt werden. Halali liegt auf halben Weg zwischen dem Gate von Okaukuejo und dem anderen Gate von Naumutoni. Alle 3 Orte sind ausgestattet mit Lodge, Camping, Restaurant, Supermarkt und Tankstelle. Da die Orte nur wegen den Touristen erschaffen wurden, gibt es hier auch keine ortsansässigen Menschen mit Häusern oder Wohnungen. Lediglich für das Personal sind Unterkünfte vorhanden. Ich fuhr also erleichtert weiter, in Richtung Halali. Auf der Karte, die ich mir hier noch kaufte, sind alle Wege und Wasserlöcher eingezeichnet, was sehr wichtig ist.

Gleich nach Verlassen des Ortes Okaukuejo stand schon die erste Giraffe am Wegesrand. Dazu gesellte sich eine Gruppe Antilopen. Ich war total fasziniert. Andere Autos wiederum fuhren ohne Halt daran vorbei. Scheinbar sind die schon länger hier, und der Anblick von diesen Tieren ist dann nichts mehr Besonderes. Na gut, ich fahr nach ein paar Fotos auch wieder weiter. Nur ein paar Akazienbüsche säumen den Weg.

Die Landschaft ist eben, ohne bemerkenswerte Anhöhen, mit gelben Grasbüscheln bestückt. Auf der rechten Seite waren ein paar graue Punkte auszumachen, die aussahen, als Felsen. Als ich mich näherte, erkannte ich die Umrisse von Elefanten. Aha dachte ich, die Afrikaner haben hier ein paar Elefanten aus Beton hingestellt, wohl als Denkmal. Doch plötzlich bewegte sich bei einem Elefanten das Ohr. Mmhh, hab ich jetzt richtig gesehen? Die sind doch aus Stein oder Beton, alle grau! Ich sollte vielleicht doch mal wieder etwas trinken, und nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche. Und wieder bewegte sich bei einem Elefanten ein Bein. Ich verschluckte mich. Die sind ja echt! Ich parkte mein Auto in sicherer Entfernung. Fenster runter und die Kamera "scharf" gemacht.

Bei geschätzten 40 Grad stehen die Tiere, jetzt auch noch Strauße, Zebras, Springböcke und verschiedene Vogelarten, in der prallen Sonne. Elefanten fast regungslos. Das Wasser in dem kleinen Wasserloch ist weißgrau. Und jetzt auf den Körpern der Elefanten eingetrocknet. Deshalb sahen die Dickhäuter aus der Ferne aus, wie aus Beton gegossen. Das ist Afrika, dachte ich, und war glücklich.

Die Zeit verging hier am Wasserloch, ich konnte mich kaum satt sehen. Jedes Wasserloch hier hat auch einen Namen. Dieses heißt Nebrowni. Man bekommt am Gate auch noch einen Flyer, in dem die Verhaltensregeln aufgeführt sind. Z. B.: dass man die Wege nicht verlassen, und nicht aus dem Auto steigen darf. Füttern der Tiere ist natürlich ebenso untersagt. Meist versperren lange waagerechte Balken, die auf kurzen Pfosten befestigt sind, ein weiteres Annähern mit dem Auto zum Wasserloch.

Auf dem Weg nach Halali klapperte ich noch die anderen Wasserlöcher ab, die in meiner Karte eingezeichnet sind. Doch außer ein paar Perlhühnern war kein Großwild mehr zu erblicken. Am späten Nachmittag erreichte ich Halali. Schon von Weitem sah ich die Festung, die in gutem Zustand die Jahre bis heute überdauerte. Heute sind Geschäfte und Büros darin. Ich bezahlte meinen Campingplatz und fuhr weiter, um mir einen Platz zu suchen. Die wenigen Campingplätze im Park sind gut besucht. Die sanitären Anlagen aber trotzdem sauber. Jeder Platz mit Stromanschluss. Mittlerweile war ich ja schon geübt im Zeltaufbau. Bereitete einen Salat zu, lud mein Feuerholz aus und quetschte mein Fleisch in meinen Grillwender. Nach und nach kamen noch andere Camper. Selten jemand, der allein unterwegs war. In der Nähe stellten sich sogar 3 große Allrad Camping- LKWs mit jeweils 10 - 20 Touristen hin. Ein Gekreische und Geplapper. Als dann alle Zelte standen, trat wieder Ruhe ein. Ich saß noch mit einem Ehepaar aus Düsseldorf am Lagerfeuer, wir erzählten und tranken Bier. Die schienen auch nicht sooo glücklich miteinander zu sein.

 

Tag 13 (01.10.2014) Halali - Namutoni (Etosha)

Oh Hilfe! Was ist das für ein Lärm? Es ist erst 5:00 Uhr, und die ca. 40 Leute, die mit den 3 Trucks unterwegs sind, packen zusammen, gehen duschen und quatschen alle durcheinander. Die Nacht ist vorbei, hätte gerne noch 2, 3 Stunden gepennt. Was soll´s, warten macht keinen Sinn. Also stehe ich auch auf, und packe meine Sachen. Scheinbar macht das allen anderen Campern nichts aus. Ich fuhr noch vor den 3 LKW´s los. Alle anderen Nachbarn waren noch in ihren Fahrzeugen, schliefen oder packten noch. Um Halali gibt es einige Wasserlöcher. An den ersten beiden, die ich aufsuchte, waren keine Tiere zu sehen. An der dritten Wasserstelle mit Namen Nuamses sah ich zuerst auch keine Tiere. Nur 3 Toyotas standen an der Abgrenzung zum Wasserloch. Ich bemerkte, dass alle Insassen ihre Kameras in Richtung Wasserloch richteten. Was war hier bloß zu sehen? Alle verhielten sich ruhig. Motoren waren natürlich abgestellt. Mich nervt das auch immer, wenn sich ein weiteres Fahrzeug nähert und dann an der Absperrung hält und nicht gleich den Motor abstellt. Also parkte ich mit Blick auf die Wasserstelle und zog ebenfalls meine Kamera raus.

Ja, was war das denn? Als ich durch meine Kamera blickte, erkannte ich ein Löwenpärchen auf der gegenüberliegenden Seite der Wasserstelle. Im hohen Gras waren die Raubkatzen mit bloßem Auge schier unsichtbar. Das Gras hatte das gleiche Gelb, wie das Fell der Löwen.

Zu Hause zählte ich dann 87 Fotos, von denen vielleicht 10 zu gebrauchen waren. Aber die 10 Fotos zeigten die beiden Löwen in schönster Pose. 

Schließlich kamen allmählich beide aus ihrem Versteck, und machten es sich auf den Felsen gemütlich.

Nach gefühlten 2 Stunden standen plötzlich beide Löwen auf, und gingen langsam im Uhrzeigersinn um das Wasserloch.

Von links sah ich erst einen riesigen Elefanten kommen, danach noch mindestens 15 große und kleine Dickhäuter auf die Wasserstelle zulaufen. Der Anführer ging schnellen Schrittes direkt auf die beiden nebeneinander laufenden Löwen zu und scheuchte sie um den Teich. Die Elefantenherde trank genüsslich und spritzten sich mit ihrem Rüssel Wasser auf Kopf und Rücken. Immer wieder ging der Anführer mit kurzen Antritt auf die Löwen zu, trompetete laut mit seinem Rüssel, bis beide Löwen unmittelbar vor dem Auto standen. Sicherheitshalber ließ ich das Fenster etwas hoch fahren. So weit, dass ich noch Fotos machen konnte. 

Die zwei Löwen gingen weiter nach links auf einen Felsen, und blickten zum Fahrer des Autos neben mir. 

Der große Löwenkopf mit der Mähne war vielleicht 2 Meter von der Scheibe des Nachbarn neben mir entfernt und blickte ins Auto. Nach einer Weile verabschiedeten sich die Löwen und gingen in die Richtung, aus der die Elefanten kamen. Die Elefanten waren nun unter sich, und genossen das Bad. Scheinbar zufrieden, verließen nun auch die Elefanten den Platz. Ja, ich muss sagen, es fühlt sich doch etwas anders an, als bei uns im Zoo!

 

Die Ruhe, die nun hier einkehrte, wurde von den Autos unterbrochen. Alle starteten die Motoren und fuhren davon. Wahrscheinlich wird hier in den nächsten Stunden kein Tier zu sehen sein. Der Geruch der Löwen verhindert wohl, dass sich andere Tiere hier her trauen. Es ist Glücksache, Tiere zu sehen. Sie können zu jeder Tageszeit beobachtet werden. Am besten steuert man immer ein Wasserloch an, in der Hoffnung, dort Tiere zu sehen. Es spielt dabei keine Rolle, ob morgens, mittags oder abends. An den nächsten Wasserlöchern, die ich besuchte, waren 2 dabei, an denen ich noch viele Tiere beobachten und fotografieren konnte: bei Springbokfontein sah ich kleine Herden von Zebras, Gnus und Springböcken.

Bei Ngobib sah ich Impalas und Elefanten. und bei Kalkheuwel wieder Giraffen, Elefanten Zebras und Oryx. Und bei Okerfontein: Schakale, Kudus, Springbock, Gnus, Zebras und Kuhantilope. Was mir dabei auffiel, war, dass alle Tiere sich irgendwie arrangierten. Die einzelnen Rassen blieben immer zusammen und hielten einen bestimmten Abstand zu den anderen Tieren ein.

Klar, vor den Elefanten hatten alle Respekt. Wenn Elefanten am Wasserloch waren, mussten immer alle anderen warten, bis sie selbst Wasser trinken durften. Irgendwann waren auch die fertig mit Baden und Trinken. Aber mir schien es, dass wenn andere Tiere zum Trinken anstanden, sich die Elefanten besonders Zeit ließen. Manchmal gingen sie auch wieder zurück zur Wasserstelle, wenn sie bemerkten, dass andere Tiere sich zum Trinken aufmachten. Dann mussten sie wieder den Rückwärtsgang einlegen. Mit Elefanten wollte es niemand aufnehmen und sie unnötig ärgern. Als nächstes waren immer die großen Gnus und Oryx an der Reihe. Beide mit großen Hörnern, die sich aber auch respektierten, weil sie ausreichend Platz zum anderen ließen. Die letzten, die ihren Durst löschen durften, waren immer die Zebras.

Namutoni unterscheidet sich von Halali nicht wesentlich. Gleich neben dem Campingplatz befindet sich ein Wasserloch, das am Rand teilweise mit hohem grünen Schilf bewachsen ist. An der dem Campingplatz zugewandten Seite sind mehrere lange Holzbänke hintereinander aufgereiht, so dass alle Besucher etwas sehen können. Doch leider ist hier außer ein paar kleinen schwarzen Vögeln nichts zu sehen gewesen.

 

Tag 14 (02.10.2014) Namutoni (Etosha) - Kawango Bush Camp

Auch hier wieder dasselbe Spiel am Morgen. Das ist halt das Unangenehme an Campingplätzen, wenn andere denken, sie sind allein auf der Welt. Ähnliches Getöse wieder, nötigte mich zu einer frühen Abfahrt. Nochmals vollgetankt, wollte ich hier noch zwei Orte ansteuern. Der erste Ort war eine Wasserstelle namens Chudop, nur wenige Kilometer von Namutoni entfernt. Diese Wasserstelle ist die größte, fast schon ein kleiner See. Hat den Nachteil, dass am gegenüberliegenden Ufer die Tiere weiter entfernt sind, als an den anderen Wasserstellen. Zwischen den Autos und dem Wasser halten sich diese Tiere, meist Perlhühner,  Reiher, Wildschweine, Zebras, Giraffen, und viele mehr auf.

An dieser Stelle machte ich eine sehr interessante Beobachtung. Hier waren wieder viele Tiere zu sehen, wie z. B.  Springböcke, Zebras, Schakale (im Bild links), Warzenschweine, Perlhühner, ein Fuchs und 5 Giraffen. Alle Tiere hatten genügend Platz zum Trinken. Aber alle Tiere waren, wie an allen anderen Wasserlöchern sehr wachsam. Immer scheinbar in der Angst, dass ein feindliches Wesen plötzlich erscheinen könnte.

So wollten auch die 5 Giraffen, die sich langsam näherten, am Wasserloch ihren Durst stillen. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt, wichen jedoch urplötzlich die Giraffen wieder zurück. Alle 5 blickten in dieselbe Richtung. Jetzt erst sah ich, weil mir die Sicht durch ein anderes parkendes Fahrzeug versperrt war, eine Hyäne langsamen Schrittes auf die Wasserstelle zu gehen. Die Hyäne überblickte die Situation am Rande des Wasserloches. Alle anderen Tiere waren aus der Gefahrenzone geflüchtet. Nach längerer Pause ging die Hyäne langsam hinunter zum Wasser, trank und badete. Die Hyäne hatte unendlich Zeit. Nur noch der Kopf ragte aus dem Wasser. Sehr gemütlich, zu wissen, dass sie hier der Boss ist, lief die Hyäne wieder die paar Schritte hinauf zum Rand, und legte sich mit dem Gesicht in Richtung Wasser auf die Erde. Inzwischen kam noch eine zweite Hyäne aus derselben Richtung, aus der die erste kam. Es wiederholte sich dasselbe Ritual nochmals. Nachdem nun auch diese Hyäne ausgiebig gebadet hatte, schlenderte auch sie die kleine Anhöhe hoch, um sich dort nieder zu legen. Aber nicht neben seinen Artgenossen, nein! Genau gegenüber des Teiches. So hatten beide die Kontrolle über das Wasser. Während die Zebras und Springböcke sich immer weiter zurückgezogen haben, fassten die Giraffen Mut. Eine Giraffe postierte sich in der Nähe der ersten Hyäne, eine andere Giraffe nahm Stellung in der Nähe der zweiten Hyäne. So, dass beide Giraffen eine Gasse für die anderen 3 Giraffen bildeten und diese dann trinken konnten. Die Vorderbeine weit auseinander gespreizt, tranken sie nun hastig. Während den Trinkpausen ging ihr Kopf immer wieder hoch, um nachzusehen, wie sich die beiden Hyänen verhalten. Diese blieben jedoch auf ihren Plätzen und bewegten sich nicht. Nun waren die 2 wachenden Giraffen an der Reihe. Ihre Position nahmen nun 2 der 3 anderen Giraffen ein, so dass auch diese beiden das Wasserloch aufsuchen konnten. Als auch diese genügend getrunken hatten, verließen alle 5 diesen Ort und verschwanden im Dickicht. Jetzt bewegten sich auch die beiden Hyänen wieder in die Richtung, aus der sie kamen. Nun war keine Gefahr mehr. Alle anderen, in der vorher beschriebenen Reihenfolge, kamen zum Wasserloch.

Nur bei den Zebras konnte ich immer wieder beobachten, dass sie auch untereinander streitsüchtig sind. Drängelt sich ein Zebra in eine Reihe von trinkenden Zebras, werden schon mal Tritte mit den Hinterbeinen an den ein oder anderen Genossen ausgeteilt. Dies konnte ich bei keiner anderen Tierart beobachten. Der zweite Ort, der mir von anderen Campern empfohlen wurde, war Fisher ´s Pan. Während die große Etosha Pfanne maximal 110 km lang und 60 km breit ist, ist die kleine Fisher Pan bei langsamer Fahrt in 2 Stunden zu umrunden.

Die Etosha Pfanne als auch die Fisher Pfanne ist eine ebene Fläche, auf der keine Pflanze wächst. Der graue Lehmboden ist hart wie Stein. Nur während der Regenzeit kann es sein, dass die Fläche mit Wasser bedeckt ist. Auf dem Foto meint man, dass man Wasser sieht, doch dies ist nicht so!

Von den insgesamt rund 23.000 qkm des Parks nehmen diese Pfannen mit ca. 5.000 qkm in etwa 1/5 der Fläche ein. Diese Flächen werden von Tieren nicht betreten. Ich habe jedenfalls keines gesehen. Bei der Umfahrung kommt man auch an zwei Wasserlöcher vorbei. Hier hatte ich aber kein Glück. Allerdings konnte ich unweit der Straße immer wieder Warzenschweine beobachten, die parallel zur Straße unterwegs waren. Hier war das Gras grün und ca. einen halben Meter hoch. Immer wieder blieben die Schweine stehen und wühlten im Boden. Ab und zu blickten sie mich an, und ich konnte die riesigen Hauer sehen, die um den Rüssel herum gebogen waren. Eine Zeit lang lief auch eine Hyäne vor meinem Auto her. In Schrittgeschwindigkeit folgte ich ihr. Die Hyäne schaute immer wieder zu mir zurück, wohl ob ich noch hinter ihr war. Nach einiger Zeit verließ sie dann doch die Straße und ich konnte weiter fahren. Und immer wieder Strauße, Kuhantilopen, Marabus, Kudus, Streifenantilopen und , und, und.

Mittags war ich dann am Gate von Namutoni. Ein Wärter überprüfte mein Ticket, dann konnte ich passieren. Von hier aus sind es 300 km bis Rundu. Mein Tagesziel für heute. Rundu liegt am Okawango, dem Grenzfluss zu Angola. Ich hatte eigentlich vor, entweder in Rundu zu übernachten oder kurz danach auf einen Campingplatz. Doch es sollte anders kommen!

Nach kurzer Fahrt vom Gate aus, erreicht man die B1. Eine gut ausgebaute und asphaltierte Straße. Bis Tsumeb fährt man entlang eines Bahngleises. Danach machte ich eine kurze Rast, da ich rechts am Wegesrand riesige blau blühende Bäume sah, die inmitten eine Klosterschule standen. Die Gebäude waren alle noch aus der Kolonialzeit und schon etwas runter gekommen, bis auf die Kirche. Überall im Ort Mariabronn blühten viele Sträucher in allen Farben (ich glaube Bougainvillea war auch dabei). 

Ein auffälliger Farbklecks in der sonst so verdorrten Landschaft.

Auch hier wieder ersichtlich, dass Namibia einmal unter deutscher Kolonialmacht stand. Das ist schon über Hundert Jahre her. Hier im Norden von ehemals Deutsch-Südwest-Afrika wird es immer wärmer und feuchter. Sieht man sich die Karte von Namibia an, erkennt man einen fast 500 km langen und schmalen Landstreifen mit Namen Caprivi. Einst hatten unsere Vorfahren vor, noch Land dazu zu kaufen, um eine Landverbindung bis nach Tansania herzustellen. Der Bürgerkrieg mit den Einheimischen forderte jedoch zahlreiche Opfer unter den Deutschen, so dass Namibia an die Engländer abgegeben wurde. Aus diesem Grund ist hier Linksverkehr.

Ich fuhr weiter und konnte gerade noch ein Straßenschild mit der Aufschrift "Meteorit" lesen. Ich bremste und kehrte um. Hier auf einem anderen Schild stand noch, dass hier bei diesem Abzweig der größte Meteorit liegt, der jemals auf der Erde gefunden wurde. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Also bog ich ab auf die Staubstraße.

Ich war schon eine halbe Stunde unterwegs, sah aber kein weiteres Schild mehr. Ich stoppte wieder, um nachzusehen, wie weit es denn noch wäre. Den Eintrag auf der Karte "Hoba-Meteorite" übersah ich wohl bei meiner Planung. Vorbei an Farmen mit großen Rinderherden und Pferden kam ich nun doch noch an. Ein schönes Häuschen mit Parkplatz empfing mich. Auf Tafeln in verschiedenen Sprachen kann man sich über den Meteoriten informieren.

Im Haus befindet sich ein kleiner Souvenir Shop, wo man auch sein Ticket kaufen kann. Essen und Trinken gibt es hier nicht. Nicht einmal Kaffee! Ich dachte mir, dass es doch ein guter Zuverdienst wäre, denn die hier angebotenen Souvenirs wie bemalte Straußeneier oder Schmuck gibt es überall im Land. So ging ich durch den schönen angrenzenden Garten zum Meteorit. Da lag er. In einer Mulde, umringt von hohen Stufen, die eigentlich mehr Sitzgelegenheiten darstellen und im Kreis um den Meteoriten verlegt sind.

Manche Stellen des Meteoriten schimmern silbern, da an diesen Stellen poliert wurde. Bei so einem Koloss müsste doch eigentlich ein riesiger Krater entstanden sein.... Ich wollte weiter, alles gesehen!

Der nächste Ort, Grootfontain, ist eine schmucke Kleinstadt. Schon am Ortseingang viele grüne Inseln mit Blumen. So ganz anders, als alle anderen Städte hier in Namibia, sehr gepflegt. Machte mich aber gleich auf den Weg nach Rundu. 200 km lagen ja noch vor mir.

Das Zentrum von Rundu liegt an der Hauptstraße, die die Stadt durchquert. Auf einer Länge von gerade mal 500 m sind zahlreiche Marktstände mit Obst, Kleidung und Schmuck zu finden. Dazwischen Bushaltestellen, mit viel Betrieb. Ein völlig neues Stadtbild bot sich mir mit buntem Treiben und hektischen Straßenverkehr mit viel Hupkonzerten. Gegenüber hielt ich vor dem großen Supermarkt. Hier deckte ich mich mit allerlei Notwendigen ein. An der großen Theke mit reicher Auswahl von Gebratenem und Gemüse kam ich nicht vorbei. Ich zeigte auf verschiedene Pfannen mit optisch leckeren Sachen. Die Bedienung dahinter lud alles auf einen Teller. Als der voll war, forderte sie mich auf, zu warten. Das wurde jetzt heiß gemacht. Ich nutzte die Zeit, mir noch an einer anderen Theke einen Kaffee zu bestellen. Im Pappbecher mit Plastikdeckel. Mit meinem Teller und dem Kaffee kletterte ich die Treppe in den 1. Stock hoch. Hier befindet sich der Speisesaal. Mit dem Essen schon fertig, war der Kaffee immer noch so heiß, dass ich ihn nicht trinken konnte, obwohl ich gleich den Deckel entfernte. Es war heiß hier. Aber der Ausblick auf die Straße entschädigte. Ich beobachtete die Menschen in ihren bunten Kleidern, alle geschäftig. Nur leider konnte ich hier nicht rauchen, so dass ich den Kaffee nur halb trank. Dauerte mir einfach zu lange. Schließlich war es schon 15 Uhr vorbei, und ich musste noch einen Schlafplatz finden. Aus der Kühlbox nahm ich mir noch eine kalte Cola mit nach vorne und verließ Rundu. Die Straße war in gutem Zustand und ich kam schnell voran. Immer wieder viele Menschen, die mitten auf der Straße laufen. Mal mit, mal ohne Lasten auf den Köpfen der Frauen. Die Männer habe ich meist nur auf Fahrrädern gesehen.

Beim nächsten Stapel von Brennholz, ein sehr hartes und schweres Holz, hielt ich an. Aber niemand hier. Ich hupte. Hupte nochmals. Dann sah ich etwas buntes zwischen dem Gebüsch. Eine Frau mit drei Kindern liefen auf mich zu. Ich kaufte gleich 2 Bündel Holz und zahlte umgerechnet 2 Euro. Außerdem erhielten die Kinder etwas von meinen Süßigkeiten, die ich wegen dieses Zwecks mitgenommen habe. Die Kinder freuten sich riesig, sagten alle brav "Thank You" und verschwanden wieder im Gebüsch.

Ich sah nur 2 gemauerte Häuschen und alte Autos verteilt auf dem ganzen Campingplatz. Ein Mann tauchte auf und winkte mich nach links. Hier wäre mein Platz. Er meinte, es wäre der schönste Platz hier im Camp. Jetzt erblickte ich erst den großen Fluss, 10 m vor mir durch hohes Gras: der Okawango! Und auf der anderen Seite Angola. Ich war begeistert. Zahlte umgerechnet 7 Euro für die Nacht und schlug mein Zelt auf. Der Mann kam nochmals mit einem Bündel Holz. Ich kann alles verbrennen, im Preis inbegriffen. Oh, super! Danke!

Ich ließ 3 Abzweige zu Lodges oder Campingplätze an mir vorbei rauschen, und beschloss, die nächste Einfahrt zu einen Campingplatz zu nehmen. Aber es kam nichts mehr. 20, 30, 40 km. Dann endlich! Ein kleines Schild mit Aufschrift "Kawango Bush Camp" mit dem Hinweis "6 km". Es ging zuerst durch hohen Busch, dann wurde es lichter. Die Straße immer schlechter. Viele Kurven und Abzweige, aber jedes Mal ein Hinweisschild. Die Räder gruben sich beim Fahren in weichen Sand. Zwischen den Sandstreifen, auf denen die Räder fahren, dürres Gras, und links und rechts neben der Piste eine Böschung, so dass es unmöglich war, aus den Sandstreifen herausfahren zu kommen. Dann erreichte ich einen Wald mit ungewöhnlich hohen Bäumen. Das Hinweisschild verriet, dass nun das Camp in kürze erreicht wäre.

Cola vor Angola

Dann wurde es auch schon dunkel. Ein ohrenbetäubendes Gezirpe und Gekreische setzte ein mit Einbruch der Dunkelheit. Mein Fleisch brutzelte schon. Auf der anderen Seite des Flusses wurden große Feuer entfacht. Das war ein Abend! Total zufrieden saß ich die halbe Nacht am Feuer, noch eine Dose Bier aus Windhoek. Und dann einfach nur genießen...

Doch an Schlaf war nicht zu denken. Es war bis auf den Lichtschein meines Lagerfeuers stockdunkel. Und im Fluss ging die Post ab. Flußpferde  stapften grunzend ganz nah bei mir am Flußufer durchs Wasser. Weiter hinten kreischte zuerst eine Affenbande, danach brüllten stundenlang Löwen. Ich lag noch eine ganze Zeit auf meiner Decke und legte paar Mal Holz nach. Ich ging an den Fluß, konnte aber die Flußpferde nicht sehen. Sie mussten ganz nah sein. Ich verzog mich dann doch noch ins Zelt. Weil es so heiß war, ließ ich den Reißverschluß offen, dass wenigstens manchmal ein kleiner Lufthauch ins Zelt kommen kann.

 

Tag 15 (03.10.2014) Kawango Bush Camp - Bagani Mahango Lodge)

Am nächsten Tag unterhielt ich mich noch etwas mit dem Besitzer vom Camp. Der Fluss wäre jetzt während der Trockenzeit nur maximal 1 m tief. Auf meine Frage, ob er schon einmal in Angola war, verneinte er. Er gab mir noch einen Tipp mit: die Stromschnellen lohnen sich nicht, aber ich soll in Begani rechts abbiegen und in Richtung Mahango Lodge fahren. Das wird von Deutschen betrieben, und hier kann man auch Safari machen. Da es mein Zeitplan zuließ, freute ich mich, da ich nur 100 km bis zum empfohlenen Camp fahren musste.

Vor der Abfahrt noch auf Toilette... Oh! Das WC ist in einem kleinen mit Naturstein gemauerten Häuschen mit Strohdach. Klar, wegen der Frischluft. Der kurze Eingang, dann nach rechts: mitten im Busch ein Spülklosett, das auch funktioniert. Aber was das Tollste daran war: am Boden, der keinen Belag hatte, waren überall blühende Pflanzen. Echte Pflanzen! Der Klodeckel mit gehäkelter Abdeckung in rosa Tönen. Wirklich nett. Das schönste Klo, das ich jemals gesehen habe!

 

 

Auf schlüpfrigen Sand schlängelte ich mich wieder durch den Busch, zurück zur Hauptstraße. Hier beginnt auch schon der enge Landzipfel, genannt Caprivi. In Bengani kaufte ich noch paar Lebensmittel, Getränke und einen Beutel mit Iceblocks für die Kühlbox. Viele Männer standen davor oder saßen auf der Laderampe vor dem Supermarkt, der über Stufen zu erreichen ist. Man wird zwar von allen von oben bis unten gemustert, aber in Ruhe gelassen, was angenehm hier im Land ist. Noch vor der Brücke über den Okawango, biege ich rechts ab. Das Schild mit der Aufschrift Mahangu Safari Lodge ist gut zu erkennen. 

Nach wenigen Kilometern beginnt wieder die Pistenstraße. Kommt man von der anderen Seite, wird die asphaltierte  Straße und die Gravel Road entsprechend gedreht auf dem Verkehrszeichen dargestellt. 

Ja, das ist schon witzig hier, mit den fremdartigen Schildern. Dieses habe ich auch nicht so oft gesehen.

Um zur Lodge zu kommen, muss man mehrmals abbiegen. Die Straße wird immer enger, der Sand immer schlüpfriger. Ist aber mit einem Allrad kein Problem.

Diese Lodge ist auch wieder etwas edles. Alles sehr luftig, offen und großzügig angelegt, mit viel Holz. Die Besitzer sind Deutsche, so erhalte ich auf einfache Weise eine gute Wegbeschreibung und Karte für meine Safari, die ich wieder auf eigene Faust unternehme. 

Aber jetzt erstmal mein Zelt aufbauen und Kaffee genießen am Fluss auf der Terrasse...

Auf der Karte sind ein paar Punkte markiert, mit Hinweis auf Beobachtungsplätzen für Tiere. Also auf geht´s...

In einen großen Bogen führt mich der Weg durch Busch und Steppe, und auch am Fluss entlang. Zu Beginn der Route wieder ein Schlagbaum quer über die Straße. Auf der linken Seite ein kleines Häuschen. Der Eingang zum National Park. Als ich mich näherte, kam auch schon ein Mann heraus. Er empfing mich freundlich, und wies mich darauf hin, dass die Straße ab 18 Uhr geschlossen wird. Ich bezahlte mein Eintrittsgeld im Häuschen. Er öffnete, und ich durfte weiter.

In Schlangenlinien ging es Kilometer für Kilometer durch

Buschlandschaften. Immer wieder überquerten Antilopen die Straße. Auf gleicher Höhe angekommen, stoppte ich immer, aber die Tiere waren im Gebüsch nicht mehr zu sehen.Dann gelangte ich auf einen Platz, auf dem ein wirklich riesiger Baobab wohl schon viele Hundert Jahre sein Dasein fristete. Er hat bestimmt schon viele Menschen gesehen, die ihn fotografierten. Aber auch Affen besuchen ihn regelmäßig und turnen auf ihn herum. Seinen Durchmesser schätze ich auf mindestens 4 Meter. 

Ich probierte jede Abzweigung aus. Auch wenn es zu eng war für mein Auto, die Gier nach noch mehr Tierbeobachtungen ließ nicht nach. Der Weg wurde immer schlechter. Felsen, die herausragten, mussten überquert werden. Doch dann hatte der Busch ein Ende und ich gelangte auf eine freie Fläche. Vor mir, in etwas 100 Meter Entfernung ein Wasserlauf. Jede Menge Hippos, Antilopen, Affen und zahlreiche Vogelarten hielten sich hier auf. Das Krokodil sah ich erst nach einer Weile.

Hier hätte ich noch viele Stunden verbringen wollen. Aber es ist schon spät. Oje, zu spät!!! Ich muss los, sonst komme ich hier aus dem Park nicht mehr raus! Ich springe ins Auto und düse los. Nur noch wenige Minuten vor Sperrung des Parks. Ich fahre wie ein Verrückter die kurvige Straße durch den Busch zurück. Schier endlos windet sich die Straße durch das Dickicht. Am Baobab steht ein Auto. Ich bemerke, dass die Leute hier meine rasante Fahrt beobachten. Einer, so denke ich gesehen zu haben, grinste sogar. Aber ich fahre mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. 3 Minuten nach 18 Uhr erreiche ich endlich die Schranke. Die schwebt auf etwa Tischhöhe über der Straße. Kein Mensch kommt mehr aus dem Häuschen. Links und rechts von der Schranke ein 3 Meter hoher Zaun. Auf einer Seite ist ein Türchen eingearbeitet, das offen ist. Ich gehe hindurch auf die andere Seite und klopfe am Häuschen. Kein Lebenszeichen mehr. Oh Manno, was mach ich jetzt??? Das nenne ich mal afrikanische Pünktlichkeit! Ich hupe mehrmals. Dann immer wieder. Muss ich die Nacht hier im Auto vor der Schranke verbringen? Kein Mensch weit und breit. Nichts für die Nacht dabei! Alles schon bei der Lodge ausgeladen. Na das kann ja heiter werden. Im Radio auch kein Empfang. Es wird langsam dunkel...

Plötzlich höre ich von hinten ein Motorengeräusch sich nähern. Das Auto vom Baobab fährt neben mein Auto. Der Fahrer steigt ganz gemütlich aus, winkt und grinst zu mir rüber, öffnet die Schranke mit einem Dreh, und winkt mich durch. Ach Gott, so eine Blamage, dachte ich. Die Schranke war ja gar nicht verschlossen. Die Kette auf der einen Seite war nur Dekoration. Im Rückspiegel konnte ich noch beobachten, dass das andere Auto auch hindurch gefahren ist, und die Schranke wieder geschlossen wurde. Ich war froh, dass das Auto mich nicht weiter verfolgte zur Lodge, sonst hätten die mich da auch noch ausgelacht. Ja, so ganz kann man sich halt auch nicht auf die Leute hier verlassen, sonst wäre um 18 Uhr die Schranke nicht mehr zu Öffnen gewesen. *grins

Bis ich bei der Lodge war, hatte ich mich etwas beruhigt. Obwohl, ein paar Gedanken an dieses Erlebnis nahmen am Abend dann doch immer wieder Fahrt auf. Zum Schluss musste ich auch grinsen und den Kopf schütteln. 

Auf der Terrasse, die ebenfalls über den Fluss gebaut war, bestellte ich mir zur Feier des Tages etwas Leckeres und Wein. Schließlich hatte ich ja auch noch eine überaus erfolgreiche Safari hinter mir.

Der Sonnenuntergang hier war traumhaft:

Tag 16 (04.10.2014) Mahango Lodge – Livingstone (ZAM)

Und der Sonnenaufgang ebenfalls.

Nach dem Frühstück auf der Terrasse packte ich zusammen und fuhr los.

Wieder zurück auf der Hauptstraße B8 in Richtung Sambia dann dieses Schild. Elefanten sah ich aber hier nicht mehr . Dafür muss man beim Befahren des Caprivi Zipfels höllisch aufpassen, dass man keine Fußgänger oder Radfahrer erwischt. Die Straße ist fast 400 Kilometer lang bis zur Grenze und auch relativ gut befahren von Fahrzeugen aller Art. Die Menschen hier laufen in großer Zahl auf der Straße.

Unterwegs kaufte ich am Straßenrand noch 2 Bündel Brennholz. Das Brennholz ist in handlichen Bündeln geschnürt und am Straßenrand aufgetürmt. Man muss da schon hupen und ein paar Minuten warten, bis jemand aus dem Gebüsch kommt. Eine alte Frau mit 2 kleinen Buben begrüßten mich. Mit Englisch kommt man hier nicht weiter, nur mit Händen und Füßen und Lächeln. Es ist aber klar, was man will. Für die Jungs holte ich noch für jeden einen Riegel MAOAM aus dem Auto, dann ging es weiter zur Grenze. Die Ausreise in Katima Mulilo erwies sich als einfach. Die Grenze zu Sambia ist hier der Sambesi. Nach der Brücke dann die Einreiseformalitäten, die es in sich hatten...

Jetzt geht´s nach Sambia!

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Kommentare: 2
  • #2

    hermann gerda (Samstag, 10 Februar 2018 18:08)

    Hi Wongi
    Dein Bericht war sehr aufregend. Man konnte sich alles bildlich vorstellen.
    vor allem hattest du auch viel Glück bei der Reise. Das braucht man immer in einem Fremden Land.Aber du brauchst ja den kick und Spannung.
    Freuen uns schon auf den nächsten Bericht

  • #1

    Elisabeth (Sonntag, 28 Januar 2018 17:20)

    Ok Wolfgang"Walter", deine Afrika Reise Namibia, dieser Bericht hat meinen Blutdruck im Moment ganz schön erhöht, daß ich froh bin, endlich fertig gelesen. Ist schon anstrengend am Handy, u.sowas von Exitment-spannend-aufregend. Ich muss schon sagen; du hattest nicht nur des öfteren Glück, nein; auch einen Schutzengel.Courage besitzt du ja, mutig-neugierig-auch Momente mit krippeln in..........unverwüstlich!!! Wird ein tolles spannendes Buch, Was du so alles mit erlebt hast u.durchhalten konntest, einfach Klasse, von mir bekommst du die höchste Auszeichnung"5 Sterne". & ein großes Kompliment. Bin schon gespannnt auf deine nächhsten true Storys!