In Norwegen war ich bereits vor etlichen Jahren mal mit einem Wohnmobil. Ab Bergen regnete es ständig. Es war damals Juli. Auch die nächsten Tage wurden nicht besser. Dicker Nebel an der Küste. Man konnte nicht mal das gegenüberliegende Ufer vom Fjord sehen. Auf den Campingplätzen wurden Holzpaletten ausgelegt. Andernfalls wäre man bis zum Knie in der Wiese versunken. Das machte keinen Spaß. Eine Wetterbesserung war nicht in Aussicht. Non-Stopp ging es in Richtung Süden...
Im August 2019 war ich nun wieder in Oslo, an zwei Wochenenden, so als Sprungbrett, um nach Spitzbergen zu fliegen. Was man so in Oslo in ein paar Tagen machen und anschauen kann, will ich hier berichten:
Der Flug von Frankfurt nach Oslo dauert ziemlich genau 2 Stunden. Norwegen gehört zwar zum Schengen Gebiet, hat jedoch seine Währung, die norwegische Krone, behalten. Der Wechselkurs ist ziemlich genau 1:10. Bargeld braucht man so gut wie keines, man zahlt hier alles mit der Kreditkarte. Selbst Imbissbuden nehmen überhaupt kein Bargeld mehr. Zugtickets gibt's nur an Automaten. Vom Osloer Flughafen Gardermoen nimmt man am besten für die 50 Kilometer ins Zentrum den normalen Zug für umgerechnet ca. 10 Euros. Es gibt noch den Express Train, fährt alle 15 Minuten ohne Zwischenstopp, kostet allerdings das Doppelte.
Es war noch nicht mal Mittag, als ich am Hauptbahnhof, der Sentralstasjon, in Oslo ausstieg. An den Anzeigetafeln am Flughafen steht nur "Oslo S". Da muss man erst mal draufkommen...
Naja, jedenfalls hatte ich bis zum Einchecken in meiner Unterkunft noch Zeit und spazierte zur Hafengegend. Am ersten Hafen Becken staunte ich nicht schlecht: ein supermodernes Opernhaus, das auch noch bestiegen werden kann.
Vom Hauptbahnhof sind es nur 5 Minuten zu Fuß, um zur Hafenanlage zu gelangen. Das Opernhaus fällt gleich ins Auge. Immer mit vielen Menschen besetzt.
Vom Dach erhält man einen Blick über die umliegende Gegend:
Oslo wird zunehmend mit moderner Architektur überzogen.
Ganz selbstbewusst posierte der Vogel oben auf dem Opernhaus, wohlwissend, dass er der Schönste ist, legte er den Kopf mal auf die linke, dann auf die rechte Seite...
Gegenüber vom Opernhaus, die Hafenpromenade entlang, erreicht man "Salt", ein Kunstprojekt norwegischen Stils. Es bietet ein abwechslungsreiches Kulturprogramm, sowie die größte Sauna der Welt. Als ich das erste Mal dort war, es war Freitag Abend, war allerdings überhaupt nichts los. Auffallend jedoch ist dieses sogenannte Trockenfischgestell:
Unter anderem wirbt dieses Projekt mit Soul Food. Ich muss allerdings sagen, dass die Sandwich und Fish & Chips nicht das Beste ist. Der Fisch ist mehr Panade als Fisch, mit jeder Menge Majo und was weiß ich noch mit was, aus irgendwelchen Tuben.
Das lebendige Oslo findet zwischen dem Bahnhof und dem Königshaus statt. In den zwei parallel verlaufenden Straßen dazwischen befindet sich eine große Anzahl an Geschäften, Bars und Restaurants. Eigentlich wie in jeder anderen Großstadt auch, mit vielen Menschen überfüllt. Dieser Rundbau umgibt den Osloer Dom. Links herum beginnt die Fußgängerzone: die Karl Johans Gate, rechts fließt der Verkehr.
Der Dom ist im Grundriss ein Kreuz. Außen wie Innen eher schlicht. Daneben ein kleiner Park. Ungewöhnlich, dass sich der Haupteingang unterhalb des Glockenturmes befindet.
Um den Dom herum findet nur ein Mal im Jahr, an einem Samstag im August, der große Künstlermarkt statt. Die angebotenen Waren sind u. a. Glas, Keramik, Kleidung und Schmuck nach nordischem Geschmack. Ach ja, und Trolle natürlich auch! Ansonsten ist von alledem auch eine Auswahl in den Geschäften innerhalb der Arkaden zu finden.
Vorbei an Cafés, Bars und anderen Geschäften gelangt man zum nächsten Park, dem Studenterlunden Park.
Hier befindet sich auch das Osloer Parlament.
Und immer wieder Regen. Ansonsten könnte man draußen sitzen, Cafés gäbe es genügend dafür. Die Norweger sitzen aber auch mit Regenschirmen hier und trinken ihren Kaffee.
Klar, dass ein Besuch am Schloss nicht fehlen darf. Zu bestimmten Zeiten kann man die Wachablösung beobachten, oder sich mit dem einzigen Wachmann vor dem Tor fotografieren lassen.
Im Park neben dem Königshaus sind ein paar Kunstwerke zu sehen. Die Hand, aus der ein Baum wächst, hat mir am besten gefallen.
Etwas außerhalb des Zentrums, hinter dem Königshaus, liegt der Frognerpark. Dabei überlegte ich noch, ob ich wirklich die weite Strecke zu Fuß auf mich nehmen soll. Es fing auch noch zu regnen an. Aber was sollte ich sonst noch an diesem Nachmittag machen? Also ging ich los... Was mich dann aber dort erwartete, hatte ich bei Weitem nicht erwartet! Gut, der Park mit seinen Figuren war als besondere Sehenswürdigkeit beschrieben. Und dies zurecht!
Wen interessiert schon die genaue Anzahl an Figuren, Reliefs und anderen Kunstwerken? Es sollen über 200 Kunstwerke sein.
Man kommt aus dem Staunen nicht heraus!
Der Skulpturenpark des wohl berühmtesten norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland!
Angry Baby - das wütende Kind: das Berühren seiner linken Hand und des Zipfelchens soll Glück bringen. Wie man auf dem Foto sieht, wird dies ausgiebig von den Besuchern gemacht.
17 m hoch ist dieser Monolith.
Angefangen von der Entwicklung des Embryos bis hin zum erwachsenen Menschen, wurden 121 Figuren in Granit verewigt. Wohl das bekannteste Werk des Bildhauers.
Das Rad des Lebens gehört aber ebenfalls zu den Highlights im Park.
Steinskulpturen unterhalb des Monolithen.
Eine Auswahl an Bronze Reliefs, die den Brunnen vor dem Monolithen schmücken.
Bronzefiguren in Lebensgröße am Eingang des Parks.
Für den nächsten Tag war Regen angesagt. Das heißt hier, dass es so ziemlich ohne Unterbrechung regnet. Ich nutzte das trockene Wetter aus, und begab mich auf das Ausflugsschiff. 90 Minuten dauerte die Fahrt. Wir haben kaum abgelegt, an diesen Häuschen vorbei gefahren, und was ist passiert? Es regnet! Zwar nur kurz, aber es reichte aus, alle Fenster des Schiffes dicht mit Wassertropfen zu schmücken.
Gute Fotos sehen anders aus!
So sieht es am Ufer des Oslo Fjords aus. Während man die Häuser oben auch noch mit dem Auto erreichen kann, haben Norweger ihr Häuschen an einer Felswand angebracht. Vielleicht verläuft ja oben im Wald noch eine Straße, aber zum Haus geht das nur über die Felsentreppe, oder mit einem Boot.
Trotz schlechter Sicht aus dem Inneren des Schiffes (nach Außen konnte man nicht, bei diesem Ausflugsschiff) wollte ich auf diese Häuschen hier im Bericht nicht verzichten.
Auf dem Rückweg zum Osloer Hafen passierten wir Dyna Fyr, ein ehemaliges Leuchtfeuer auf einen Felsen gebaut. Ein markanter Punkt im Oslo Fjord.
Bei Sonnenschein ist dieser Ausflug lohnenswert.
Hinter der Akershus Festung liegt ein weiteres Hafenbecken. Von hier aus legt die Fähre zu den Museen auf der anderen Seite des Fjords ab. Alle 30 Minuten gibt es diese Möglichkeit, man braucht also nicht zu reservieren. Am Kiosk davor gibt es die Fahrscheine. Dort, an der ersten Anlegestelle angekommen, ist es noch eine viertel Stunde Fußweg, bis man am Wikinger Museum angekommen ist.
In den Gewölbehallen sind vier Schiffe aus der Zeit 1000 n. Chr. Ein Schiff ist besonders gut erhalten, und wurde erst im Jahr 1903 gefunden und ausgegraben. Wenn man bedenkt, dass solche Schiffe nicht wie die heutigen modernen Yachten gegen den Wind segeln konnten, muss das Rudern absolute Schwerstarbeit gewesen sein. Zumal die Wikinger nicht nur im Norden heimisch waren, sondern auch im gesamten Mittelmeerraum, Schwarzes Meer und Nordamerika Handel betrieben haben. Allerdings war den Wikingern Spitzbergen nicht bekannt.
Die Schiffe waren reich verziert mit Schnitzereien. Das Ruder seitlich befestigt. Anscheinend ist eine Scheibe notwendig, um es vor Besuchern zu schützen.
Von diesen Drachenköpfen wurden insgesamt 5 in Gräbern gefunden. Sie dienten als Schutz auf Häusern, Schiffen und an Orten, die einen weiten Ausblick zuließen.
Dieses Museum wurde nach den Abmessungen der Schiffe erbaut. Das Schöne daran ist, dass man von einer Art Balkon aus einen tollen Überblick bekommt.
Außer den Schiffen und anderen Fahrzeugen werden noch Werkzeuge, Schmuck und allerlei Gebrauchsgegenstände in Glasvitrinen gezeigt. Und natürlich auch lange Bronze- und Messingnadeln fürs Gewandt.
Vom Wikinger Schiffsmuseum zum Kon-Tiki Museum läuft man etwa 20 Minuten. Man könnte aber auch wieder zurück zu der Fähranlegestelle. Die Fähre bringt auch Fahrgäste hierher, das ist dann die zweite Station, sofern man eine Rundfahrt gebucht hat.
Für mich ein absolutes Highlight in Oslo: ich kann mich noch erinnern, als im Fernsehen 1969 über einen Thor Heyerdahl berichtet wurde, der mit einem Boot aus Schilf von Marokko aus den Atlantik überquert hatte und auf der Karibik Insel Barbados ankam. Bereits 1947 segelte Heyerdahl von Peru aus nach Tahiti. Damit stellte er die bis dahin vorherrschende wissenschaftliche Meinung auf den Kopf, und bewies damit, dass es wohl eine Zeit gegeben haben muss, in der damals schon die Menschen über die Weltmeere hinweg kommunizierten und vielleicht auch Handel betrieben. Genau diese Schiffe gibt es sowohl in Ägypten, als auch auf dem Titicacasee in Peru und Bolivien.
Aber es war nicht nur die gleiche Art, Schiffe zu bauen. Sowohl in Ägypten als auch in Peru gab es noch weitere Ähnlichkeiten: in beiden Ländern wurden die Toten mumifiziert. Es wurden hier und da Pyramiden gebaut, und auch die Sonne als Gott verehrt.
Ich wäre damals auch schon mit von der Partie gewesen, den Atlantik mit einem Segelboot zu überqueren. Aber es dauerte mit diesem Vorhaben dann doch noch 13 Jahre...
Weitaus gefährlicher muss es dann 1947 gewesen sein. Mit einem Floß namens Kon-Tiki legte Heyerdahl mit sechs anderen Männern von Peru ab, und kam tatsächlich nach über 100 Tagen auf Tahiti an.
In den 80ern wollte Heyerdahl von Ägypten aus mit einem Schilfboot nach Indien. Allerdings wurde er am Eingang zum Persischen Golf von Kriegsschiffen an der Weiterfahrt gehindert. Daraufhin zündete Heyerdahl sein Schilfboot an, aus Protest und um auch für eine freie Welt ohne Grenzen zu demonstrieren.
Gleich gegenüber befinden sich noch das Museum für Seefahrt und das Nordpol Expeditionsmuseum. Vor allem vom Kon-Tiki Museum war ich so fasziniert und überwältigt, dass ich kein anderes Museum mehr sehen mochte.
Am Rückweg zur Unterkunft wollte ich mir vom Supermarkt noch eine Dose Bier kaufen. Der Kühlschrank wird aber, wie überall in Norwegen, um 18 Uhr abgesperrt. Alkohol gibt es danne rst wieder am anderen Tag ab 8 Uhr.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Spitzbergen. Die Flugroute verläuft ausschließlich über norwegischen Gebiet. Über Schweden wäre es zwar etwas kürzer, aber so konnte ich ein paar schöne Fotos von den Fjords aus dem Flieger schießen, bevor wir in Tromsö wegen einer Zwischenlandung alle aussteigen mussten. Und der Berg kurz vor der Landung in Tromsö war wirklich zum Greifen nahe!
Alle Passagiere, die einen Flug weiter nach Spitzbergen gebucht hatten, reihten sich vor einem kleinen Häuschen ein zur Passkontrolle! Ja, Spitzbergen gehört zwar zu Norwegen, aber nicht zum Schengen Gebiet.
Hier geht es weiter zum Reisebericht über Spitzbergen!
Fragen oder Kommentare? Oder war mein Bericht hilfreich für deine Entscheidung für einen Kurztrip nach Kuwait? Dann gerne hier im Gästebuch einen Eintrag hinterlassen, oder mir eine Mail schreiben.
Elisabeth (Montag, 02 September 2019 20:40)
Hallo,dear Wolfgang, herzlichen Dank, für wieder einen tollen Bericht & sehr interessante Fotos, das Nennenswerte dabei, niemals das Gleiche, immer wieder total Neues über Kultur- Geschichte, Lebensweise usw.mit anderen Worten: nie langweilig ! Weder Deine vertrauten Bilder noch die Wiedergabe Deiner.so echt natürlichen Stories; muss Dich scho immer wieder bewundern, & ganz ehrlich, was Du so Alles Inne behälst; das ist gewiss nicht jedermans Sache also, ich kann da leider nicht mithalten, das ist schon ein großes verdientes Lob für Dich; kann mir scho vorstellen,dass Du aus dem Erstaunen nicht mehr raus kamst, das Opernhaus, Kunstobjekte im Park, die Sehenswürdigkeiten im Skulpturenpark; Angry Baby usw. "Grandios"! Das selbst alles zu besichtigen, muß Dich schon überwältigt haben, und ich genieße mal wieder Deinen tollen Bericht und Bilder, & gibt mir auch ein bißchen Freude in den Alltag, nochmals danke for sharing, God bless You,& keep up u'r good Job, for many more good Reports, u'r true friend Elisabeth