Spitzbergen / Svalbard

Von Oslo aus kann man in etwas über 3 Stunden nach Spitzbergen fliegen. Bei meinem Hinflug gab es eine Zwischenlandung in Tromsö, es dauerte dadurch 4 Stunden. Am Flughafen in Tromsö mussten alle Passagiere aussteigen, und wurden gleich zum Gate A geschickt. Dort erfolgte die Passkontrolle, obwohl Spitzbergen zu Norwegen gehört: man verlässt das Schengengebiet. 

Spitzbergen, oder wie es von den Norwegern genannt wird Svalbard (Kühle Küste), ist durch den Spitzbergenvertrag von 1920 eine entmilitarisierte Zone. Aus den Ländern, die diesen Vertrag unterschrieben haben, kann jede Person sich dort niederlassen, und hat die gleichen Rechte, wie alle anderen auch. 

Tag 1 auf Spitzbergen: Ankunft in Longyearbyen

Wenn man weiß, dass es zu Anfang des 20. Jahrhunderts einen Herrn mit dem Namen John Longyear gegeben hat, der  den Kohleabbau auf Spitzbergen einleitete, lässt sich plötzlich der Name Londyearbyen einfach aussprechen. Byen kann man mit Stadt übersetzen.

Es wird hier im Sommer nicht dunkel. Die Sonne kreist über Longyearbyen. Kurz vor Mitternacht befinde ich mich am Hafen und wundere mich, dass es schon so spät ist.

Schon von zuhause aus buchte ich insgesamt 3 Schiffsreisen auf Spitzbergen: Ny-Alesund, Barentsburg und Pyramiden. Ny-Alesund ist der nördlichste Ort der Welt, der über alle 12 Monate besiedelt ist. Die beiden anderen Orte sind von Russland gegründete Orte für den Kohlebergbau, wovon Pyramiden bereits vor 23 Jahren aufgegeben wurde, und so langsam verfällt. In Barentsburg leben noch ca. 200 Menschen aus Russland, die immer noch Kohle abbauen. Hier gibt es sogar ein russisches Konsulat.

Tag 2 auf Spitzbergen: mit dem Schiff nach Ny-Alesund

Mein erster heißersehnter Tagesausflug hatte Ny-Alesund zum Ziel. Bereits am Tag davor erhielt ich jedoch einen Anruf des Kapitäns, dass wegen Starkwind eine Fahrt dorthin wahrscheinlich nicht möglich ist. Wir trafen uns aber, insgesamt 8 Passagiere, 1 Guide und der Kapitän wie vereinbart am Hotel, und fuhren mit dem Kleinbus zum Hafen. Es hatte zwar geschneit, aber windig war es überhaupt nicht. So fuhren wir mit dem Schiff den Fjord hinaus, jeder noch sehr optimistisch gestimmt, dass wir doch noch unser gemeinsames Ziel erreichen können.

Auf offener See, außerhalb des Fjords, wurden die Wellen immer höher und der Wind nahm an Stärke immer mehr zu. Auf dem Tisch, um den wir alle saßen, stand zwar eine Kanne mit heißen Kaffee - ein Trinken ohne etwas zu verschütten war aber inzwischen unmöglich geworden. 2 Passagiere mussten sich ständig übergeben. Der Guide erzählte über Spitzbergen, den Walfang von früher, und seine Erlebnisse auf See.

Rechts die Küste von Spitzbergen, links eine langgezogene Insel. Und wir dazwischen. Der Wind konnte so richtig aus Norden hier durchblasen. 

Das Sitzen war anstrengend. Jeder musste sich irgendwie gegen das Schaukeln abstützen. Ich versuchte es im Stehen. Das war besser, aber in regelmäßigen Abständen trafen uns höhere Wellen, und ich verlor manchmal deshalb den Halt und krachte an den Tisch oder auf den Rücken eines anderen.

Wir erreichten die Walrosskolonie. 

Na, Kolonie ist wohl etwas hoch gegriffen: 3 Exemplare waren zu sehen. Sonst wären mehr Tiere hier, meinte der Guide. Der Kapitän sprach die Entscheidung aus, dass wir die Weiterfahrt nach Ny-Alesund hier abbrechen, und in den gegenüberliegenden Fjord fahren. Die Enttäuschung stand jedem im Gesicht, aber selbst wenn wir es noch geschafft hätten, in der nördlichsten Stadt anzukommen, wäre es höchst unsicher, ob wir es am selben Tag noch zurück nach Longyearbyen geschafft hätten.

Die Zeit von der Ausfahrt aus dem Fjord bis zur Einfahrt in den Fjord von Longyearbyen wurde bestimmt durch die Magentätigkeiten der Seekranken, sowie deren Geräusche. 

So lasse ich erst mal 2 Stunden aus. Kurz vor Longyearbyen befanden sich scharenweise Seevögel über einer bestimmten Stelle im Fjord. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sich dort Wale aufhalten müssen.

Humpback Whales - oder zu Deutsch: Buckelwale tauchten immer wieder auf, und bliesen ihre Fontaine mehrere Meter hoch. Wale vor dieser Bergkulisse - einfach grandios!

Tag 3 auf Spitzbergen: mit dem Schiff nach Barentsburg

Zunächst war ich ablehnend gegenüber Walfleisch zu essen. Man erklärte mir, dass ausschließlich das Fleisch von Minky Whales für den Verzehr in Frage kommt. Also nicht die großen Buckel- oder Blauwale. Von den maximal 2 Meter langen Minky Walen gibt es eine große Population, und es dürfen jedes Jahr 300 Exemplare gejagt werden. Ich habs probiert, hab aber die Rippchen vorgezogen.

Vom nördlichen Ufer des Islfjords queren wir diesen bei Sonnenschein. um in einen Seitenarm auf der Südseite ins Schmuddelwetter einzutauchen. Links an der Küste tauchen die ersten Häuser von Barentsburg aus dem Nebel auf.

Hat man dann endlich die 264 Stufen erklommen erhält man dann diese Aussichten:

Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts gründete Russland die erste Bergarbeitersiedlung auf Spitzbergen. Diesen Ort nannten sie in Anlehnung an Grönland: Grumant. In der Blütezeit stieg die Einwohnerzahl auf über 1100. Jedoch bereits 1965 wurde die Siedlung wieder aufgegeben. Die Kohle musste durch Tunnels an der Küste entlang transportiert werden, bis eine geeignete Wassertiefe die Anlandung für Schiffe möglich war, und ist deshalb nach relativ kurzer Zeit unrentabel geworden. Heute sieht man nur noch wenige Gebäude, die allmählich verfallen.

Nicht weniger spektakulär dann diese Berghänge. Scheinbar ein ewiger Kampf zwischen Wasser, Eis und Gras.

Tag 4 auf Spitzbergen: mit dem Schiff nach Pyramiden

Vom vereinbarten Treffpunkt wurde ich wieder abgeholt und zum Hafen gebracht. Dieses Schiff war wesentlich kleiner als das von gestern, kann aber trotzdem ca. 50 Passagiere aufnehmen. Der Ort Pyramiden liegt so ziemlich am Ende des Islfjords.

Nach ca. einer Stunde Fahrt an der Küste entlang, drehte das Schiff plötzlich: es wurden Wale gesichtet!

Eine Viertelstunde dauerte das Schauspiel mit den Walen.

Wenn Wale ihre Fluke zeigen, dann tauchen sie senkrecht in die Tiefe ab und verschwinden.

Wie mir der Guide und auch später dann die Gastgeberin meiner Unterkunft erzählte, ist es wirklich selten, einen Eisbären auf Spitzbergen zu sehen. Zwar soll sich ab und zu so ein Koloss nach Longyearbyen  verirren - wohl angezogen durch die Gerüche aus den Küchen - aber das passiert alle 20 Jahre mal. Die weitaus meisten Besucher hier bekommen keinen Eisbären zu Gesicht.

Wir steuerten erneut einen mächtigen Gletscher an. Das Wasser war klar, so konnte man vom Schiff aus Schwärme von Jellyfish, also Quallen sehen, mit ihren typischen Bewegungen.

Auch wenn der Ort Pyramiden langsam verfällt, eine Erkundung auf eigene Faust ist nicht möglich. Wir erfuhren noch, dass die derzeit 20 Bewohner von Pyramiden weder über Fernsehen, Telefon noch Internet verfügen. Gelegentlich fahren sie nach Barentsburg, um mit zuhause Kontakt zu halten. Die Lebensmittel werden ebenfalls von Barentsburg hier her gebracht.

Zurück in Longyearbyen, wollte ich an meinem letzten Abend noch die Kohleseilbahn aus nächster Nähre besuchen und fotografieren.

Tag 5 auf Spitzbergen: mit dem Flugzeug zurück nach Oslo

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