Fortsetzung meiner Reise durchs Baltikum.
Die Reise beginnt in Litauen, und führt über Lettland schließlich nach Estland.
Nach 4 Jahren, bin ich nun doch in Tallinn angekommen. Die Fahrt mit dem Auto endete 2015 in Pärnu. Ich musste umdrehen, wegen einem Termin in Berlin.
Bis Tallinn fliegt man von Frankfurt genau 2 Stunden. In Estland gibt es den Euro und keine Kontrollen bei der Einreise. Für 2 Euros fahre ich mit der Straßenbahn, die unmittelbar vor dem Flughafen Tallinns hält, ins Zentrum. Das Ticket gibt es vorne beim Fahrer.
Da die Straßenbahn die Altstadt umfährt, steige ich bei der ersten Station aus, die nah an der Altstadt liegt. Ich laufe ein kurzes Stück wieder am Gleis zurück und biege nach links ab. Und da sind die zwei Türme schon, die ich immer so toll fand auf den Fotos, die ich mir vorher angeschaut habe. Die gehören zur Stadtmauer, die fast vollständig erhalten geblieben ist.
Auf dem Weg zum Hotel komme ich am Restaurant "Olde Hansa" vorbei, und sehe ein großes Gebäude mit einem merkwürdig langen Turm: das Rathaus. Überall Cafés und Restaurants, alle gut besucht, da ich im Juli echt Glück mit dem Wetter hatte: 26° und wolkenlos!
Ich schlendere durch die Gassen, und lasse mich einfach treiben...
Der große Marktplatz wird im Süden begrenzt durch das Rathaus. Auf den anderen drei Seiten befinden sich Restaurants, die alle Sitzplätze mit Sonnenschirme im Freien anbieten.
Beim Anblick des Krokodils oder Drachen am Dach, der wohl für die Entwässerung zuständig ist, muss ich schmunzeln. Ich dachte mir, dass die Leute früher auch schon einen Hang zum Humor hatten. Erinnerte mich irgendwie an das Bein, das von einem Engel am Bamberger alten Rathauses plastisch aus der Wand ragt.
Die Altstadt ist richtig schön renoviert. Selbst die Aufschrift "Judengimaya" (zu Deutsch: Judenhaus) durfte angebracht werden. Die Häuser sind aus verschiedenen Epochen - das macht die Altstadt so schön! Das älteste noch erhaltene Gebäude stammt aus dem 12. Jahrhundert.
In Tallinns Altstadt kann man sich nicht großartig verlaufen, zumal wohl jeder schon ein Handy mit einem Navi hat. Ach nein, hier steht tatsächlich noch ein älteres Ehepaar und hält einen Stadtplan ausgebreitet in den Händen...
Ich sitze natürlich außen, und bestelle mir ein Gericht mit Elchrippchen. Sehr lecker! Es soll ja dann schon ein typisches estländisches Gericht sein!
Am nächsten Tag verlasse ich mein Hotel um 9:00 Uhr und will auf die Anhöhe, auf der ich gestern Leute gesehen habe, die von der Mauer bestimmt eine schöne Aussicht über die Stadt hatten.
Um diese Zeit ist noch nicht viel los in den Gassen. Der Weg führt über Pflasterstraßen in einem Bogen hinauf. Bevor ich jedoch die besagte Mauer erreiche, stehe ich vor der Alexander-Newski-Kathedrale.
Innen wird eine Messe abgehalten, und bleibe deshalb am Eingang stehen. Erst nach dem Fotografieren bemerkte ich das Schild, dass hier das Fotografieren nicht erlaubt ist. Ich spendiere eine Kerze...
Gegenüber der Kathedrale wird das Regierungsgebäude von der Morgensonne angelacht.
Geht man links in den Park, am Parlament entlang, kann man über die Neustadt Ausschau halten.
Dort, also hinter dem Parlament, am Ende des Parks, steht man vor dem Turm mit Namen Langer Hermann. Leider gibt es von hier keinen Eingang hinauf.
Das Foto habe ich gemacht, als ich wieder zurück, am Parlament vorbei, und nach links abgebogen, und die vielen Treppen runtergelaufen bin.
Am Rückweg komme ich an einem Straßenmusikanten vorbei, der auf einem mir bisher unbekannten Instrument, mittelalterliche Musik zelebrierte. Wie ich zuhause im Internet erfuhr, handelte es sich bei diesem Musikinstrument um eine Nyckelharpa.
Meine Videoaufnahme habe ich abgebrochen, da eine schier endlos lange Karawane von Asiaten den Weg zwischen dem Musiker und mir ausfüllte.
In Gedenken an den ersten Russischen Präsidenten Boris Jelzin, der Estland von 1990-1991 in die Unabhängigkeit entließ, wurde dieses Relief in Tallinns Altstadt angebracht. Man kommt unweigerlich hier vorbei, wenn man vom Aussichtspunkt Patkuli die Treppe hinab in Richtung der vielen Türme der Stadt-mauer geht, die man von hier oben aus gut sehen kann.
Magsein, dass Gimnasium ein internationaler Name für eine Schule ist. Hört man in Estland jedoch Radio, so hört man immer wieder deutsche Wörter, ja manchmal kann man ganze Sätze verstehen.
In dieser Ecke der Stadt wird noch restauriert. Ein paar Cafés haben sich aber schon in den Gassen angesiedelt. Souvenir Shops gibt es überall, so auch hier.
Vom Fischmarkt aus, führt der Weg direkt am Ufer entlang zum Gefängnis, das heute ein Museum ist.
Patarei genannt, das estnische Wort für Gefängnis liegt ebenfalls direkt am Ufer. Die Insassen hatten zur anderen Seite hin Meerblick!
Am Abend war es dann soweit: es lockte eine Hafenrundfahrt bei Sonnenuntergang. Gut, wer gerne auf Schiffen unterwegs ist, kann es auch gefallen. Der Hafen hat wenig zu bieten und der Blick auf die Altstadt ist eher nicht so sehenswert, da weit weg.
Es gibt tatsächlich sehr viele Restaurants, die nur Pizza und Burger auf der Speisekarte anbieten. Am Marktplatz fand ich dann doch eine Möglichkeit, eine weitere Spezialität Estlands zu genießen. Die Kombination von Blutwurst und roten Pfeffer machte die lange Suche mehr als wett.
Besondere Häuser in Tallinns Altstadt aus verschiedenen Epochen.
Schöne Häuser haben schöne Eingänge:
Im Gasthaus "Olde Hansa" ein weiteres kulinarisches Highlight: Mittelalterliches Festessen. Kräuterbier im Tonkrug, und als Vorspeise Elchsülze mit Waldbeeren. Das Hauptgericht war ebenfalls eine Überraschung, denn man bucht nur das Medieval Feast, ohne zu wissen, was einen erwartet.
Selbst die Bedienungen sind mit Kleidung aus dem 15. Jahhundert angezogen.
Abschied von Tallinn: durch die Lehmpforte bin ich gekommen, und durch die Lehmpforte gehe ich. Von der Altstadt aus, mit Blick auf das moderne Tallinn.
Sonntags machte ich einen Ausflug zur Insel Naissar. Mit dem Dampfer fährt man ca. eine Stunde. Auf dem Schiff besteht die Möglichkeit, an Touren auf der Insel teilzunehmen.
Die eine Tour wäre gewesen, mit dem Naissaar Train sich ein paar Kilometer durch den Wald fahren zu lassen. Hätte ich auch gemacht, nur gab es eine zeitliche Überschneidung mit der anderen Tour, die mir wichtiger war und abwechslungsreicher schien.
Von den über 70 km Bahngleisen ist nur noch ein kurzes Stück vorhanden, auf dem die blaue Lok mit dem Touristenanhänger fahren kann.
Die wenigen Teilnehmer auf dieser Route wurden von einer Frau empfangen, die die Geschichte des Leuchtturms in mehreren Sprachen erzählte. Es sind über 250 Treppen zu bezwingen, eh man die rund 50 m Höhe des Leuchtturms erreicht.
In der Ferne viele Containerschiffe auf der Route nach St. Petersburg. Auf der gegenüberliegenden Seite Aussicht aufs ferne Tallinn.
Die Insel hat eine bewegte Geschichte. Für das Militär hatte die Insel schon immer eine strategisch wichtige Lage. In der Vergangenheit wurde die Insel u. a. von Schweden, Deutschland und Russland besetzt. Der Kapitän erzählte mir noch, dass die Insel auch schon mal unabhängig war, wenn auch nur drei Monate. Ein paar russische Seefahrer riefen die Unabhängigkeit aus, bis das russische Militär die wenigen Bewohner unterworfen hat.
Die Gebäude selbst werden der Natur überlassen. Einige Gebäude kann man mit der Führerin betreten. Sie hatte eigens dafür Taschenlampen für alle dabei. Die Größe der unterirdischen Räumlichkeiten und Gänge lassen wirklich auif die große Bedeutung dieser Insel für militärische Zwecke schließen.
Die Insel beheimatet Hirsche, Wildschweine und Füchse - also keine Bären!
Dafür umso mehr Auswahl an Beeren!
Hier wird alles dem Gang der Natur überlassen. Die umgefallenen Bäume werden nicht entfernt. So auch die Gebäude von früher, die Schienen und das liegengebliebene Metall, das man überall finden kann.
An einer Stelle auf der Insel gibt es sogar richtige Dünen, die allerdings größtenteils schon bewachsen sind.
Die letzte der 5 Stunden Aufenthalt auf Naissaar legte ich mich am Strand in die Sonne. Ab und zu kühlte ich meine Füße in der kalten Ostsee. Nur einige wenige wagten das Bad.
Wie eingangs schon erwähnt, war ich mit dem Auto unterwegs, bis Pärnu, das früher Pärnau hieß.
Ein ruhiges Städtchen mit wenig Besonderheiten.
Es folgen ein paar Schnappschüsse vom ländlichen Estland. 1/3 der Bevölkerung wohnt in der Hauptstadt. Da gibt es trotz der geringen Größe des Landes, doch weite Strecken ohne menschliche Behausungen.
Gemütlich fahre ich die Küstenstraße. Sowohl im Wald, als auch am Strand ist im Sommer hier wohl Hochbetrieb.
Die Kirchen in den Dörfern sind in erbärmlichen Zustand.
Als Kaktusfan bin ich natürlich nicht an diesem Glasgemälde vorbeigekommen ohne ein Foto davon zu machen.
Es war im Herbst, als ich 2015 hier war. Kilometerlange Sandstrände wechseln mit Uferstreifen ab, die mit hohem Gras und Schilf bewachsen sind. Eine Schönheit ganz besonderer Art.
Und vielleicht mal was für den Sommer zum Baden...
Fragen oder Kommentare? Oder war mein Bericht hilfreich für deine Entscheidung für eine Reise ins Baltikum? Dann gerne hier im Gästebuch einen Eintrag hinterlassen, oder mir eine Mail schreiben.
Zita Reiss-Maes (Donnerstag, 03 Oktober 2019 23:30)
Vielen Dank lieber Wolfgang für diese schöne Reise. MeinTochter ist nur für ein Paar Tage in Tallinn und hat mir ein paar sehr schöne Bilder geschickt die mich sehr neugierig gemacht haben und deswegen habe ich auf Google mehr gesucht und bin auf Ihre Reise "gefallen".Eine sehr schöne Beschreibung von Estland. Recht vielen Dank dafür und herzliche Grüsse aus Paris.
Zita Reiss
Elisabeth (Mittwoch, 07 August 2019 20:52)
Hallo dear Wolfgang, bin sprachlos, wie all deine Bilder mal wieder beweisen, daß dir nicht das Geringste entging, weder Kultur noch Natur, Du verlierst doch keine Zeit, um Deine Neugier, Dein begierendes Wissen zu bereichern. It's amazing!!! Freue mich so sehr für Dich, wie ich auch erkennen kann, daß Du auch an "Food" viel Neues erprobt hast und es richtig genießen konntest. Auch gefällt mir Dein schönen Bild, mit der jungen netten Bedienung, herrlich, Dich so happy zu sehen, darüber freu ich mich am meisten; Du hattest mal wieder ne schöne, interessante ausgefüllte happy Time! Und ich hoffe und wünsche, Du wirst noch viel Möglichkeiten für weitere so schöne Erlebnisse und happy Times haben. Good & best of Luck, & although God's Blessing my Dear, u'r true Friend Elisabeth