Foto oben: Eisberg in der Disco-Bucht
Fortsetzung meiner Reise in den hohen Norden.
Die Reise beginnt in Island. Von dort zu den Färöer Inseln und nach Grönland.
Meine 4-tägige Grönland Tour beinhaltete Hin- und Rückflug von Reykjavik nach Ilulissat, die 3 Übernachtungen im Ilulissat Hostel, sowie eine Kajak Tour und eine Mitternachtsfahrt mit einem Schiff in der Disco-Bucht. Der Spaß kostete 2400,-€. Für eine Mahlzeit müssen dann noch zusätzlich 30 - 50€ veranschlagt werden. Das Bier kostet so um die 10€. Nun sind die Grönländer nicht unbedingt die reichsten Leute. Grönland ist auf die Importe und Subventionen aus Dänemark angewiesen. Nur so können auch die Grönländer im Supermarkt einkaufen, da das bisschen Fisch, das sie fangen, bei Weitem nicht zum Überleben reicht, geschweige denn, der aktuelle Lebensstandard gehalten werden kann.
Nach 3 1/2 stündigen Flug vom nationalen! Airport Reykjavik, um 11:30 Uhr auf dem Lufthavn in Ilulissat angekommen. Während des Fluges herrschte meist trübes Wetter. Doch zwischendurch konnte ich dann doch Aufnahmen vom Gebirge Grönlands machen.
Ein Pickup nahm mich mit bis zu einem Hotel kurz vor der Stadt. Von hier aus war es nicht mehr weit zur Unterkunft. Aber steil!
Die Straße umfährt den Hafen, und von hier unten führt eine nicht enden wollende Holztreppe den Berg hinauf zu meinem Hotel.
Das Ilulissat Hostel ist aus Holz gebaut, wie fast alle Häuser hier, und diente in früheren Zeiten dänischen Hafenarbeitern als Unterkunft. Am Eingang, neben der kleinen Rezeption, die Gemeinschaftsküche. Nach links und rechts ein langer Flur, und zu beiden Seiten Einzel- und Doppelzimmer. Eigentlich ganz gemütlich, auch weil man sich draußen auf Bänken mit Tischen niederlassen kann. Der Ort ist nicht groß, so dass alle Ziele in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen sind. Zahlungsmittel ist die Dänische Krone.
Es wurde nachmittags richtig sonnig. Im Zentrum auf einer windgeschützten Terrasse eines Cafés konnte ich sogar kurzärmlig bei 18°C meinen Cappuccino genießen. Die Schlittenhunde haben jetzt im Sommer ebenfalls Ferien. Was ich mehrmals beobachten konnte, gehen die Männer hier sehr liebevoll mit ihren Hunden um.
Im Ort dann die Kirche und das Museum besucht. Hier sieht man auf Fotos, wie sich der riesige Gletscher innerhalb der letzten 80 Jahren bereits zurück gezogen hat.
Im Zentrum wurde ich auf ein Angebot aufmerksam: Helicopter Flight zum Gletscher Sermeq Kujalleq. Dieser Gletscher produziert jährlich rund 45 km³ (entspricht einem Würfel mit 3,6 km Kantenlänge) Eis in die Discobucht und ist somit der produktivste Gletscher auf der Nordhalbkugel. Ich zögerte nicht lange, und buchte einen Flug für übermorgen. Das Ticket kostete 450,- € für die 2-stündige Tour.
Wie bereits erwähnt, steht heute die Mitternachtsfahrt mit Schiff in der Discobucht auf dem Programm. Um 22:30 Uhr ging´s unten am Hafen los.
Bei langsamer Fahrt durchs Hafenbecken musste das Schiff schon die ersten Eisblöcke umfahren. Draußen in der Bucht nahm das Schiff Kurs gen Süden, da hier die Mündung des größten Gletschers liegt. Früher schob sich der Gletscher bis zur Discobucht heran. Mittlerweile hat sich der Gletscher an die 30 Km zurück gezogen.
Von der Abbruchkante schwimmen die Eisberge langsam vor bis zur Bucht. Doch kurz vor der Bucht werden die ganz großen Eisberge vom Untergrund gestoppt. Das kommt daher, weil der Gletscher in der Vergangenheit hier das ganze Geröll abgeladen und aufgeschoben hat.
Die Sonne versinkt langsam am Horizont. Es bleibt jedoch hell. Sonnenaufgang schon wieder in ca. 2 Stunden. Und genau dieses Licht ist es, das die eisige Landschaft in einen ganz besonderen Glanz erscheinen lässt.
Mit Sicherheitsabstand tuckern wir an gigantischen Eismassen vorbei. Es könnte jederzeit ein Teil abbrechen, und eine riesige Welle auslösen. Es könnte sich aber auch der Gigant drehen, und so gefährlich werden.
Es gibt weißes Eis und schwarzes Eis, erfahren wir vom Kapitän. Das weiße Eis ist oberflächlich und noch jung. Das schwarze Eis ist völlig durchsichtig und schlecht im Wasser zu erkennen. Durch die Jahre hinweg dicht gepresst, aus dem Inneren eines Eisbergs stammend - viele tausend Jahre alt.
10% eines Eisberges ragt aus dem Wasser. Das bedeutet, dass über 1 Kilometer eines großen Eisberges unter Wasser liegt.
Die Temperaturen sind knapp über Null. Mein Akku in der Kamera macht aufgrund der Kälte schlapp. Zum Glück habe ich die Powerbank dabei.
Ich hätte nie gedacht, dass diese Eislandschaft so eine große Wirkung auf mich hat. Ich fahre ja lieber in warme Zonen. Ich kann das nicht weiter erklären oder beschreiben. Es ist gigantisch wie die Eisberge selbst. Eis - Wasser - Licht... Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Eine ganz besondere Welt!
Meine Bilder können nur einen kleinen Teil von diesem ganz besonderen Reiz vermitteln. Es sind bereits 2 Stunden in der Bucht vergangen, und das Schiff kehrt zurück in den Hafen. 2 Stunden in eisiger Kälte. Kam mir vor wie ein Augenblick. Um 2 Uhr bin ich zurück im Hotel, aber noch nicht müde. Ich schau mir am Display der Kamera die Fotos an...
Um 9:00 Uhr Treffpunkt am Office und mit Boot an der Küste entlang nach Qeqetag. Auf Grönland gibt es keine Straßen, die Orte miteinander verbinden. Das ist nur mit Schiff oder Flugzeug möglich.
Es erwartet mich hier eine 3-stündige Kajaktour in der Discobucht zwischen Eisbergen. Der Himmel ist wolkenlos, und nahezu Windstille.
In einer Hütte ziehen sich alle erstmal einen Neopren Anzug an. Gar nicht so einfach, die Füße und Hände durch die engen Öffnungen zu stopfen. Ich komme mir vor, wie in einem Raumanzug für Astronauten.
Schützt aber vor Kälte, da ja ein Kajak nicht isoliert ist, und so kalt ist, wie das Wasser. Beim Kentern wird wohl die Überlebenszeit im Wasser auch etwas erhöht. Jeder zieht sein Kajak hinter sich her über das harte Gras bis zu einer seichten Stelle am Ufer. Ich und Kajak! War noch nie in so einem Ding! Nach anfänglichen Schwankungen lag dann mein Kajak mit mir stabil auf der Wasseroberfläche. Erst mal langsam ausprobieren - es funktioniert! Eigentlich gar nicht so schwierig. Und trotzdem hatte ich immer einen Linksdrall. Ich war der Meinung, dass ich gleichmäßig paddle, aber die Spitze wollte immer etwas auf die eine Seite. So musste ich bei jedem 5. Mal paddeln ein Mal mehr mit links paddeln, um den Kurs gerade zu halten.
Es war fantastisch! Das Wasser so glatt wie ein Spiegel und blau wie der Himmel! Als Kontrast die glitzernden Eisberge in den unterschiedlichsten Formen.
Der Abschluss fand in einem Haus im Dorf bei Einheimischen statt. Das Mittagessen, es war bereits 15:00 Uhr, bestand aus einer Suppe sowie verschiedenen Fischsorten mit Gemüse. Wir saßen alle an einem Tisch, und wir durften erst gehen, als alles verzehrt war.
Mit dem Boot bis 16:30 Uhr wieder zurück in Ilulissat.
In Ilulissat gibt es doch einige Restaurants, gute und weniger gute. Auf manchen Speisekarten war neben Rentier und Moschusochse auch Seehund und Wal angeboten. Damit wäre bewiesen, dass die Grönländer ihre Fangquote überschreiten. Indigenen Völkern ist es erlaubt, so viele Wale zu fangen, wie sie selbst zum Leben brauchen. Das ist ja OK. Aber dass Walfleisch an Restaurants verkauft wird, sollte unterbunden werden. Am besten wäre natürlich, wenn alle Touristen kein Walfleisch bestellen würden. Wer selbst schon an einer whalewatching tour teilgenommen hat, wird mich verstehen.
Sermermiut ist eine Siedlung der Inuit, die vor über 2500 Jahren bewohnt war. Heute findet man nur noch ein paar Steinreste. Über dem sumpfigen Boden wurde ein Holzsteg gebaut, so dass man trockenen Fußes diesen Ort besuchen kann. Er liegt direkt an der Mündung des Fjordes an der Disco Bucht. Vor allem hier sollte man sein Mückenspray dabei haben.
Der Weg führt weiter am Rand des Fjords entlang und durch bizarre Felsenlandschaften wieder zurück nach Ilulissat.
Ich laufe die Straße hoch, am Sportplatz vorbei, bis ich beim Monument angekommen bin. An der Küste weiter in Richtung Fjordmündung. Hier hat man eine gute Sicht über die Disco Bay. Ich setze mich auf einen Felsen und genieße die Stille. Ab und zu ein Knacken oder Donnern eines Eisbergs. Mal weit weg, mal ganz in der Nähe. Dann wieder absolute Stille.
Ich merke mir meinen Sitzplatz und die Position eines markanten Eisberges, um in der nächsten Nacht zu sehen, wie sich seine Position geändert hat.
Die Sonne versinkt langsam am Horizont und taucht die Landschaft in ein ganz besonderes Licht. Da es nicht dunkel wird, verliere ich vollkommen das Zeitgefühl. Um 3 Uhr morgens bin ich wieder zurück im Hostel.
Im Helikopter sind 9 von 10 Plätzen besetzt. Anschnallen, Kopfhörer aufsetzen, dann beginnen die Rotorblätter sich zu drehen. Ganz langsam heben wir ab. Zunächst an der Küstenlinie entlang, an Ilulissat vorbei, den Fjord hoch.
An der Mündung zur Disco Bay stauen sich riesige Eisberge. Auf manchen befinden sich kleine hell- oder dunkelblaue Pfützen. Nach knapp einer halben Stunde erreichen wir die Abbruchkante des Gletschers und fliegen an ihr entlang. Diese ist 6 Kilometer lang! Auf einem schneefreien Hügel gegenüber des Gletschers erfolgt die Landung.
Meinen letzten Abend, bzw. Nacht, verbringe ich wieder am Wasser. Nach langem Suchen fand ich auch meinen Sitzplatz an der Bucht wieder. Die kleinen Eisberge waren verschwunden. Die großen dagegen hatten in den letzten 24 Stunden ihre Position kaum verändert.
Den Vormittag verbrachte ich noch im Zentrum von Ilulissat für Einkäufe. Der Himmel ist bedeckt. Da es ja nur 3 oder 4 Kilometer zum Airport sind, laufe ich gemütlich die Straße entlang am Friedhof vorbei. Kaum vorstellbar, dass man hier Gräber ausheben kann.
Hatte echt Glück mit dem Wetter. Bei meiner Ankunft kam die Sonne raus. Jetzt, vor Abflug, trüb und kalt. Während meiner 4 Tagen hier hatte ich bestes Wetter, keine Wolken und Sonne Tag und Nacht!
Pünktlich um 13:15 Uhr hebt die kleine Propellermaschine mit 39 Sitzplätzen ab. Während des Fluges war keine Sicht auf Grönland möglich.
muva (Sonntag, 12 Juli 2020 14:50)
Hi Wongi
Das sind ja wahnsinns Bilder . Solche Erlebnisse vergisst man nicht.So ein Glück dass du
solche Reisen machen kannst, und immer gesund zurück gekommen bist.
so schön alles aussieht aber dort wohnen ,das möchte man doch nicht.
wegen der Kälte.Noch viel Spaß für die anderen Reisen.
lG Muva
Elisabeth (Donnerstag, 12 Juli 2018 18:54)
Hallo Wolfgang, diesmal in dem hohen Norden, was für ein Temperatur-Unterschied, aber von einer Schönheit der Natur umgeben. Von gigantischen Eisbergen, klar, da komm nicht einmal ich aus dem Staunen und Bewunderung heraus, nur allein die Bilder anzuschauen. Wieder was ganz Neues für dich, landschaftlich, mit dem Schiff durchs Hafenbecken die Eisblöcke umfahren, was ein Erlebnis, bis zum größten Gletscher, Disco bucht, wie sich die Landschaft bei Sonnenaufgang in ein ganz besonderen Glanz erscheinen lässt. Einfach faszinierend! Diese schönen Erinnerungen bereichern doch wirklich auch deinen Alltag. Ja, dieses Land mit den gigantischen Eisbergen ist schon eine ganz besondere Welt. Ich bekomme garnicht genug davon deine wunderbaren Bilder immer wieder anzuschauen, diese fantastisch glitzernden Eiserge, in so unterschiedlichsten Formen. Es muss ein Geschenk für dich sein, all diese Natur-Schönheit persönlich zu erleben. Danke ihm, "da Oben", daß es dir gegönnt ist, dein Leben mit so viel Ereignissen, Schönheit der Natur, zu berreichern, und somit auch nen gewissen Ausgleich für das mühsame Alltagleben bekommst. Bleib gesund, damit Du noch weitere solche Urlaubsreisen anstreben kannst. Viel Glück; u'r special Friend.�